16. September, 2024

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Danone verabschiedet sich teilweise vom Nutri-Score: Ein Rückschlag für die Verbrauchertransparenz?

Danone verabschiedet sich teilweise vom Nutri-Score: Ein Rückschlag für die Verbrauchertransparenz?

Das farbige Nutri-Score-Logo, das Verbrauchern helfen soll, gesündere Lebensmittel zu identifizieren, steht vor einer neuen Herausforderung. Während es an Supermarktregalen immer häufiger zu sehen ist, wird Danone, ein Vorreiter bei der Einführung des Logos in Deutschland, das Label aus Teilen seines Sortiments entfernen. Der Rückzug erfolgt nach Änderungen am Berechnungsmodell, die eine Neubewertung vorsehen und für Verwirrung sorgen könnten.

Danone gab bekannt, dass der Nutri-Score schrittweise von trinkbaren Milchprodukten und pflanzlichen Drinks, etwa auf Haferbasis, entfernt wird. Grund dafür sei, dass diese nach dem neuen Algorithmus in dieselbe Kategorie wie Softdrinks eingeordnet würden. Dies widerspreche jahrzehntelangem wissenschaftlichen Basiswissen, das Milchgetränke und deren Alternativen als Nahrungsmittel klassifiziere. Laut Danone führe dies zu "vollkommen absurden und nicht mehr nachvollziehbaren" Bewertungen, was Verbraucher irreführen könnte.

Die Bewertungsmethode des Nutri-Score, der in Frankreich entwickelt wurde, ist seit langem umstritten. Der Score berücksichtigt neben Zucker, Fett und Salz auch positive Elemente wie Ballaststoffe, Eiweiß und Anteile an Obst und Gemüse. Heraus kommt ein Gesamtwert, der in einer Fünf-Stufen-Skala von "A" (dunkelgrün) bis "E" (rot) dargestellt wird. Eine Änderung in der Berechnungsweise wurde letztes Jahr von einem Länder-gremium beschlossen und soll bis Ende 2025 umgesetzt sein.

In der Branche stießen diese Änderungen bereits auf Kritik. Der Milchindustrieverband warnte vor falschen Signalen, wenn für Milchprodukte dieselben Kriterien gelten wie für Softdrinks. Foodwatch sieht den Schritt von Danone hingegen kritisch und argumentiert, es handele sich um ein Rückzieher aus der verbraucherfreundlichen Kennzeichnung. Eine strengere Bewertung zuckriger Trinkjoghurts sei sinnvoll, da diese oft als flüssige Snacks und nicht als Nahrungsmittel konsumiert würden.

Auch das Bundesernährungsministerium bedauerte die Entscheidung von Danone, betonte jedoch, dass der Nutri-Score auf Grundlage aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse überarbeitet worden sei. Um eine bessere Differenzierung und eine gesündere Wahl zu ermöglichen, sei es notwendig, Getränke mit geringem Zuckergehalt besser von solchen mit hohem Zuckergehalt abzugrenzen. Derzeit sind 890 Firmen mit 1.320 Marken für die Nutzung des Nutri-Scores registriert. Trotz der Einführung des neuen Algorithmus Anfang 2024 haben sich bislang nur acht Marken abgemeldet.

Verbraucherschützer fordern angesichts dieser Entwicklungen eine europaweite verpflichtende Einführung des Logos. "Das Prinzip Freiwilligkeit ist gescheitert. Das Rosinenpicken der Konzerne muss ein Ende haben," so Luise Molling von Foodwatch.