Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck hat seine Jahresprognose nach einem schwachen zweiten Quartal deutlich nach unten korrigiert. Sowohl Umsatz- als auch Profitabilitätsziele mussten am Mittwochabend nach Börsenschluss revidiert werden. Bereits Mitte Juli hatte das Management unter der Leitung von Martin Daum vorläufige Zahlen vorgelegt, die eine Überprüfung der Jahresziele erforderlich machten. Besonders in den Regionen Asien und Europa zeigt sich das Geschäft des Weltmarktführers für Schwerlast-Lkw schwach. Die Aktie reagierte am Donnerstag empfindlich und gab nach Markteröffnung um fast fünf Prozent auf 34 Euro nach, wodurch die bisherigen Jahresgewinne wegbrachen.
Der Kursverlust folgt einer Abwärtstendenz, die seit den Höchstständen im März und April anhält. Gründe hierfür sind unter anderem die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in diversen Regionen sowie rückläufige Auftragseingänge. Jefferies-Analyst Michael Aspinall spricht von einem notwendigen Neustart für das Gesamtjahr, sieht jedoch noch keine Wende. Auch Goldman-Sachs-Expertin Daniela Costa bewertete die neuen Jahresziele als unter den Markterwartungen liegend.
Der Konzern rechnet nun mit einem Jahresumsatz von 53 bis 55 Milliarden Euro, was eine Reduktion von zwei Milliarden Euro gegenüber den bisherigen Erwartungen darstellt. Auch die Gewinnprognose vor Zinsen und Steuern (Ebit) wurde signifikant nach unten korrigiert. Erwartete man bislang einen operativen Gewinn auf Vorjahresniveau, prognostiziert man nun einen Rückgang um mindestens 15 Prozent. Dies entspräche einem Bestwert von noch 4,4 Milliarden Euro.
Die bereinigte Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern im Industriegeschäft wird nun auf 8 bis 9,5 Prozent geschätzt, nach zuvor geplanten 9 bis 10,5 Prozent. Auch beim Finanzmittelfluss rechnet das Unternehmen nun lediglich mit Vorjahreswerten anstatt eines leichten Anstiegs. Ursachen für die gedrückte Ertragskraft sind die schwächelnden Märkte in Europa und Asien sowie finanzielle Belastungen und abgeschriebene Investitionen, wie die 120 Millionen Euro Abschreibung auf das Joint Venture BFDA in China.
In China wird derzeit vermehrt günstiges Erdgas aus Russland nachgefragt, was sich negativ auf den Dieselabsatz auswirkt, erläuterte Daum. Auch der europäische Nutzfahrzeugmarkt kommt aufgrund der schwachen Wirtschaftslage nicht in Schwung. Deutsche Spediteure investieren zurückhaltend in neue Fahrzeuge und in Deutschland halbierten sich die Verkäufe im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr. Aufgrund der Situation startet Daimler Truck ab September Kurzarbeit in deutschen Werken, beginnend in Wörth.
Die Renditeziele für 2023 sind nun erneut auf den Prüfstand gestellt. Das Nordamerikageschäft, die Renditeperle des Unternehmens, zeigte hingegen weiterhin starke Ergebnisse mit Aussicht auf höchste operative Margen. Auch die kompakte Bussparte verzeichnete leichte Verbesserungen im Geschäft.
Managerin Karin Radström, verantwortlich für die europäische Marke Mercedes-Benz, steht vor besonderen Herausforderungen. Ihr und Technikchef Andreas Gorbach wird nachgesagt, sie könnten potenzielle Nachfolger des CEO Martin Daum werden, dessen Vertrag im kommenden Frühjahr ausläuft.