An der Schnittstelle von Profit und Problematik erwachsen einige der lukrativsten Produkte der Welt, die eher Symptome lindern als das zugrunde liegende Problem zu lösen. In der Pharmazie beispielsweise sind es oft die Medikamente, die für die Hersteller, wenn auch nicht immer für die Patienten, wahre Kassenschlager sind. Produkte, die das Problem vollständig beseitigen, eliminieren auch die Nachfrage. Ein wirtschaftlicher Anreiz zur vollständigen Heilung scheint zu fehlen.
Ähnlich verhält es sich mit der Cybersicherheitsbranche, die als Paradebeispiel für ein hoch lukratives, aber oft nicht völlig effektives Feld dient. Unternehmen und Regierungen investieren immer stärker in IT-Sicherheit, doch die Cyberkriminalität nimmt weiter zu. Laut dem Forschungsunternehmen Gartner wird der weltweite Ausgabenanstieg für Informationssicherheit in diesem Jahr 13 Prozent betragen und damit 184 Milliarden US-Dollar erreichen. Dies spült vielen Cybersicherheitsfirmen enorme Gewinne in die Kassen. Dabei steigt die "Geschwindigkeit und Heftigkeit" von Cyberangriffen weiter, wie der jüngste globale Bedrohungsbericht von CrowdStrike betont. Ironischerweise führte das Unternehmen selbst im Juli zu einem Softwarepanne, die 8,5 Millionen Windows-Geräte lahmlegte.
Diverse Faktoren tragen zum Anstieg der Cyberkriminalität bei: Techniken und Werkzeuge der Täter werden immer günstiger und wirksamer, während digitale Schwachstellen zunehmen. Eine alarmierende neue Bedrohung ist "Quishing", bei der Kriminelle falsche QR-Codes auf Alltagsgegenständen platzieren, um Daten der Opfer abzugreifen. Der Menschheit gelang es über Jahrhunderte nicht, physischen Verbrechen den Garaus zu machen; cyberkriminelle Aktivitäten könnten sich als noch zäher erweisen. Mit einer Internetverbindung haben potenzielle Täter globalen Zugang zu einem hocheffektiven kriminellen Werkzeugkasten.
Einige Staaten lassen Banden mit strafrechtlicher Immunität agieren, wobei Länder wie Russland und Nordkorea besonders hervorstechen. Die Möglichkeit, Gelder global über undurchsichtige Kryptobörsen zu waschen, verleiht dieser Kriminalität zudem neues Leben. Die aufstrebenden Nationen, darunter China, sind als Bedrohungen besonders ernstzunehmen, so zitiert Christopher Ahlberg von Recorded Future: Während Russland eher ein Hurrikan ist, ist China wie die globale Erwärmung – ein wachsendes, langfristiges Problem.
Viele Unternehmen verstärken aus Angst ihre Cybersicherheit, doch der Schutz aller Zugangspunkte wird zunehmend schwieriger. "Die gesamte Sicherheitswirtschaft ist kaputt und es wird immer schlimmer", meint Shlomo Kramer von Cato Networks. Cato Networks setzt auf eine umfassende Sicherheitsarchitektur, die sowohl Netzwerke als auch Sicherheitsdienste kombiniert. Der Kampf gegen die Zeit, um den kriminellen Elementen einen Schritt voraus zu sein, bleibt eine zentrale Herausforderung.
Obwohl die vollständige Lösung des Cyberkriminalitätsproblems in weiter Ferne liegt, sind die Dienste der Cybersicherheitsunternehmen für die meisten unabkömmlich und versprechen dennoch lohnende Erträge für die Investoren.