Ein deutliches Signal
„Unsere Verpflichtung zu einem respektvollen und integrativen Unternehmen ist angemessen und notwendig“, heißt es unmissverständlich in einer Stellungnahme des Costco-Vorstands.
Das Unternehmen reagiert damit auf einen Vorstoß des konservativen National Center for Public Policy Research, das eine detaillierte Analyse der Diversity-, Equity- und Inclusion-Programme (DEI) forderte.
Doch statt nachzugeben, empfiehlt Costco seinen Aktionären, den Vorschlag abzulehnen – ein bemerkenswerter Schritt in einer Zeit, in der viele Unternehmen ihre DEI-Maßnahmen angesichts rechtlicher und gesellschaftlicher Kontroversen zurückfahren.
Rückzug der Konkurrenz
In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Konzerne wie Disney, ExxonMobil und Starbucks begonnen, ihre DEI-Initiativen herunterzuschrauben oder als „Risiken“ in Finanzberichten zu deklarieren.
Grund sind häufig Klagen oder der Druck von Investoren, die diese Maßnahmen als ideologisch überladen ansehen.
Costco hingegen stellt sich bewusst gegen diesen Trend – und das aus gutem Grund: Studien zeigen, dass die Ablehnung von DEI-Maßnahmen zwar lautstark diskutiert wird, bei Aktionären jedoch auf wenig Zustimmung stößt.
Fakten, die überzeugen
Eine Untersuchung des Conference Boards verdeutlicht die Diskrepanz: Während die Zahl der Vorschläge gegen Diversity-Maßnahmen im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr von fünf auf 17 stieg, sank die Unterstützung für diese Initiativen von ohnehin mageren 5 Prozent auf 2 Prozent.
Mit anderen Worten: Die Mehrheit der Aktionäre steht hinter sozialen und Diversity-Projekten, auch wenn eine laute Minderheit das Gegenteil suggeriert.
Im Vergleich dazu erhielten Vorschläge, die sich mit sozialen Themen befassten und nicht von anti-ESG-Gruppen unterstützt wurden, im Schnitt rund 20 Prozent der Stimmen.
Ein politisches Minenfeld
Costcos Entscheidung fällt in eine Zeit erhöhter politischer Spannungen. Wenige Tage nach der Abstimmung am 23. Januar wird Donald Trump seine zweite Amtszeit antreten.
Trump hat im Wahlkampf mehrfach betont, DEI-Maßnahmen in Bundesbehörden und Universitäten abzuschaffen, da sie angeblich weiße Amerikaner benachteiligten. Ein Signal, das zu einer weiteren Polarisierung im Unternehmenssektor führen dürfte.
Ein Vorbild für andere?
Trotz dieses Gegenwinds wird Costcos Haltung von Branchenexperten und Kommentatoren positiv aufgenommen. Michael Hiltzik, Kolumnist der Los Angeles Times, lobte das Unternehmen für seine „klare und unmissverständliche Antwort“. Er hofft, dass andere Unternehmen dem Beispiel folgen werden.
„Wir sind der Meinung, dass die Forderung nach einer Untersuchung eine politische Voreingenommenheit widerspiegelt, der wir nicht zustimmen“, heißt es weiter in der Costco-Erklärung. Zusätzliche Berichte oder Studien seien keine effiziente Nutzung der Unternehmensressourcen – eine klare Botschaft, die auch zu Costcos Ruf als effizienzgetriebenes Unternehmen passt.
Mehr als eine Imagefrage
Costcos Haltung geht jedoch über eine bloße PR-Strategie hinaus. Studien zeigen, dass vielfältige Teams in Unternehmen zu besseren finanziellen Ergebnissen und innovativeren Lösungen führen. Unternehmen, die sich auf DEI-Initiativen verlassen, profitieren oft von einer breiteren Kundenbasis und stärkerer Mitarbeiterbindung.
Costco scheint dies erkannt zu haben – und nutzt seine Position, um langfristig auf soziale Verantwortung und unternehmerischen Erfolg zu setzen.