Die Aktie von Costco Wholesale zeigt sich in diesem Jahr unaufhaltsam und verzeichnet einen Anstieg von über 35 %. Dank der Stärke des Geschäftsmodells und einer kürzlich erfolgten Erhöhung der Mitgliedsbeiträge scheint der Optimismus rund um diese Aktie gerechtfertigt.
Diese Entwicklung stellt neue Anleger jedoch vor eine Herausforderung: Sind die kontinuierlichen Kurssteigerungen ein Indiz dafür, dass die Bewertung der Einzelhandelsaktie keine Rolle mehr spielt? Oder bereiten sich Investoren, die jetzt einsteigen, auf Monate oder Jahre des Schmerzes vor, wenn sich die Stimmung plötzlich ins Negative dreht?
Costco hat im Laufe der Jahre eines der innovativsten Einzelhandelsmodelle entwickelt. Die Warenhäuser der Firma sind mit hochwertigen Produkten bestückt, die meist in großen Mengen zu einem Preis nahe den Produktions- und Verwaltungskosten verkauft werden.
Das Unternehmen erzielt den größten Teil seiner Gewinne durch jährliche Mitgliedsgebühren. Seitdem der Gold Star-Mitgliedsbeitrag in den USA von 60 auf 65 Dollar pro Jahr gestiegen ist, werden die Gewinne voraussichtlich einen einmaligen Aufschwung erfahren.
Darüber hinaus baut Costco weiterhin seine Präsenz in den USA aus. Auch auf dem heimischen Markt hat das Unternehmen noch viele Expansionsmöglichkeiten in mittelgroße Märkte, und viele große Metropolen warten noch auf ein spezielles Costco Business Center.
Auch international ist Costco vertreten. In 14 verschiedenen Ländern auf vier Kontinenten hat sich das Modell des Unternehmens bewährt, womit kulturelle Unterschiede überwunden wurden, die anderen global tätigen Einzelhändlern wie Walmart zu schaffen machten.
Leider ist Costco-Aktie das eine Produkt, das kein Schnäppchen ist. Der derzeitige KGV liegt bei 56, was ein mehrjähriges Hoch für diese Aktie darstellt und den langjährigen Bewertungsführer unter den großen Einzelhändlern, Amazon, übertrifft, der aktuell mit einem 45-fachen Gewinn bewertet wird.
Trotz der jüngsten Beitragserhöhung scheinen die Finanzdaten den aktuellen KGV nicht zu rechtfertigen. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2024 (zum 12. Mai endend) stieg der Umsatz um 7 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Geschäftsjahres 2023 auf 175 Milliarden Dollar.
Trotz einer Betriebskostenerhöhung von 6 % stieg der Nettogewinn in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2024 auf 5 Milliarden Dollar, was einem jährlichen Anstieg von 17 % entspricht.
Auch Investoren von Rang und Namen haben aufgrund der Bewertung Schwierigkeiten mit Costco. Warren Buffetts Team bei Berkshire Hathaway verkaufte im zweiten Quartal 2020 seine gesamte Position in Costco.
Berkshire hielt die Aktie über mehr als 20 Jahre, und sie war ein Favorit von Buffett und seinem verstorbenen Partner Charlie Munger. Wahrscheinlich glaubte Buffett, dass andere Aktien zu diesem Zeitpunkt bessere Investitionen darstellen würden. Heute beschreibt Buffett den Verkauf jedoch als "wahrscheinlich einen Fehler", da die Costco-Aktie seither um fast 200 % gestiegen ist.
Bewertungsängste haben konservativere Investoren zweifelsohne zu entgangenen Gewinnen geführt. Diese Geschichte könnte Anleger dennoch daran erinnern, den Blick stets nach vorn zu richten.
Ungeachtet des Schmerzes, den man durch das Verpassen von Kursgewinnen erlitten hat, sollten Anleger die Costco-Aktie weiterhin als „halten“ ansehen.
Eine Halteempfehlung ist eine bittere Pille für Investoren, die aufgrund von Bewertungsbedenken bei günstigeren Kursen nicht eingestiegen sind. Dieses Gefühl könnte Investoren dazu verleiten, den aktuellen Preis zu zahlen.
Es gilt jedoch, solchen Gefühlen nicht nachzugeben, da ein Kurswechsel Verluste zur Folge haben könnte. Das bedeutet nicht, dass man von einem Unternehmen wie Costco einen niedrigen KGV erwarten sollte. Letztlich kaufen Anleger Aktien wie Costco in der Hoffnung, die Marktindizes zu übertreffen. Um marktfähige Renditen zu erzielen, müssen sie weiterhin einen fairen Preis (oder darunter) für qualitativ hochwertige Aktien wie Costco Wholesale verlangen.