29. Dezember 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Unternehmensanleihen haben sich in den vergangenen Monaten als echte Alternative für renditesuchende Anleger*innen etabliert. Dank der gestiegenen Zinsen sind "durchgängig Käufer" am Markt, berichtet Rainer Petz von Oddo BHF. Insbesondere im zweiten Halbjahr haben sich die Umsätze spürbar erhöht. Tim Oechsner von der Steubing AG bestätigt eine erfolgreiche Bilanz für das Jahr 2023, bei dem vor allem Anleihen bekannter Unternehmen mit Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren im Fokus standen. Die Bonität der Unternehmen spielte hierbei eine entscheidende Rolle.
Hervorzuheben sind beispielhaft die Anleihen der Deutsche Telekom, Siemens und Wienerberger. Besonders erfolgreich war die im Oktober emittierte Anleihe des österreichischen Ziegelproduzenten Wienerberger, die bereits komplett platziert wurde und seither um 6 Prozent gestiegen ist. Die aktuelle Rendite des Papiers, das bis 2028 läuft, beträgt 3,5 Prozent.
Auch Anleihen kleinerer Emittenten erfreuen sich großer Beliebtheit. Die schon 2020 emittierte Anleihe von Grenke, einem Leasinganbieter, ist schnell auf ihr vorheriges Niveau zurückgekehrt und verzeichnete im laufenden Jahr einen Anstieg von rund 5 Prozent. Zudem wurden zahlreiche erfolgreiche Neuemissionen verzeichnet, wie beispielsweise die Anleihe der Deutsche Rohstoff AG, von Katjes International und Sixt. Diese wurden von den Anlegern stark nachgefragt und verzeichneten nennenswerte Kursanstiege.
Bemerkenswert ist der Wechsel der Favoriten zum Ende des Jahres. Während zuvor vor allem kurz- bis mittelfristige Laufzeiten bevorzugt wurden, zeichnet sich nun eine steigende Nachfrage nach längeren Laufzeiten ab. Die Anleihe von Fresenius, die bis 2030 läuft, verzeichnete seit Ende Oktober einen Anstieg von 88 auf 96 Prozent. Auch die Kunden der Steubing AG wechselten vermehrt zu Langläufern, da diese überproportional von einem sinkenden Zinsniveau profitieren.
Im Immobiliensektor hingegen lief es 2023 alles andere als gut. Der anhaltende Zinsanstieg führte zu Problemen bei den Unternehmen. Einige Anleihen von Euroboden brachen drastisch ein, nachdem der Münchner Projektentwickler zunächst Laufzeiten verlängern und Verzinsungen reduzieren wollte und kurze Zeit später Insolvenz anmelden musste. Andere Unternehmen kämpften ebenfalls mit finanziellen Engpässen, was zu Umstrukturierungen der Anleihen führte. Laut dem Strategie-Team der DJE-Kapital AG sind weitere Verwerfungen in einigen Immobilienmärkten auch im Jahr 2024 wahrscheinlich.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Unternehmensanleihen 2023 eine hohe Nachfrage verzeichneten, wobei sich zum Jahresende hin die Favoriten wechselten. Während die Kundschaft vermehrt auf langfristige Laufzeiten setzt, bereitet der Immobiliensektor weiterhin Sorgen. Anleger sollten daher bei der Auswahl ihrer Anleihen auf die Bonität und Intaktheit der Geschäftsmodelle der Unternehmen achten.