Die Einschätzungen der Commerzbank zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands zeichnen ein klares, jedoch wenig erfreuliches Bild. Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank, geht von einem äußerst verhaltenen Wachstum im kommenden Jahr aus. Ausschlaggebend für die leichte Erholung sei insbesondere der massive Zinsumschwung der Europäischen Zentralbank. Für 2025 erwartet die Commerzbank ein moderates Wachstum von 0,2 Prozent, nachdem für das laufende Jahr ein Rückgang in gleicher Höhe vorhergesagt wird. Erst im Jahr 2026 soll die deutsche Wirtschaft mit einem Zuwachs von 1,0 Prozent wieder deutlich an Fahrt gewinnen. Im Vergleich zu anderen Institutionen, wie dem Sachverständigenrat, dessen Prognose für das nächste Jahr bei 0,4 Prozent liegt, zeigt sich die Commerzbank mit ihrer Einschätzung pessimistischer. Krämer prognostiziert aufgrund sinkender Frühindikatoren ein anspruchsvolles Winterhalbjahr, in dem das Bruttoinlandsprodukt allenfalls stagnieren wird. Dennoch gibt es Hoffnung auf eine moderate wirtschaftliche Besserung ab dem Frühjahr, beflügelt durch eine gelockerte Geldpolitik. Der Einlagensatz der EZB könnte bis Mitte 2025 auf 2,0 Prozent sinken, und die Talsohle des privaten Verbrauchs wurde laut Krämer bereits durchschritten. Eine durchschlagende Erholung sieht Krämer allerdings nicht, was unter anderem auf die seit den Merkel-Jahren schrumpfende Standortqualität zurückzuführen ist. Unzufriedenheit und eine gedämpfte Investitionsbereitschaft bei vielen Unternehmen liegen daran. Zudem ist eine große Koalition der Willigen erforderlich, um dringend notwendige wirtschaftspolitische Reformen zu implementieren. Die schwächere Nachfrage aus China belastet die Konjunktur ebenso. Weitere Unsicherheit bringt die künftige Handelspolitik der USA. Die Zollpolitik von Donald Trump könnte der schon verwundeten deutschen Automobilindustrie zusätzlichen Schaden zufügen. Allerdings würde die belastende Wirkung dieser Zölle der Commerzbank zufolge die USA selbst am stärksten treffen. Ein Anstieg der Inflation um etwa einen Prozentpunkt bis 2026 sei zu erwarten, sollte Trump seine Pläne umsetzen. Obwohl die US-Notenbank zunächst die Zinsen weiter senken wird, dürften weitere Senkungen aufgrund gestiegener Inflationsrisiken gestoppt werden. Zinserhöhungen stehen allerdings nicht im Raum, doch Trump's Druck auf die Fed könnte Einfluss darauf haben, wie die Zinspolitik weiterverfolgt wird.