20. Februar, 2025

Unternehmen

Commerzbank-Stellenabbau: Harte Schnitte im Kampf um Eigenständigkeit

Die Commerzbank streicht 3900 Stellen, größtenteils in Deutschland, um sich gegen eine drohende Übernahme durch UniCredit zu wappnen. Wie ein DAX-Riese ums Überleben kämpft.

Commerzbank-Stellenabbau: Harte Schnitte im Kampf um Eigenständigkeit
Commerzbank streicht 3900 Stellen – Digitalisierung als Chance oder Tarnung für Kostensenkungen? Trotz Effizienzversprechen trifft der Abbau vor allem deutsche Standorte – ein hoher Preis für den Abwehrkampf gegen UniCredit.

Die Commerzbank, Deutschlands zweitgrößte Privatkundenbank, zieht im Abwehrkampf gegen die italienische UniCredit drastische Konsequenzen: Bis Ende 2027 sollen 3900 Vollzeitstellen abgebaut werden – 3300 davon in Deutschland. Besonders betroffen sind die Zentrale in Frankfurt sowie weitere Standorte, wo vor allem Stabsfunktionen und Backoffice-Bereiche reduziert werden.

Trotz der Kürzungen bleibt der globale Personalstand mit 36.700 Vollzeitkräften weitgehend konstant, da an internationalen Standorten und bei der polnischen Tochter mBank neues Personal aufgebaut werden soll.

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Der Stellenabbau ist Teil eines umfassenden Effizienzprogramms, das auf Digitalisierung und die Nutzung internationaler Standorte setzt. Die Commerzbank will den Transformationsprozess sozialverträglich gestalten und setzt auf den demografischen Wandel sowie ein Altersteilzeit-Programm, das bereits mit den Arbeitnehmervertretungen vereinbart wurde.

Doch der wahre Treiber hinter den radikalen Maßnahmen ist der Druck der UniCredit. Die Mailänder Großbank, die inzwischen rund 28 Prozent der Commerzbank-Anteile kontrolliert, strebt eine Übernahme an.

Noch fehlt ein offizielles Angebot, doch ab einem Anteil von 30 Prozent wäre UniCredit gesetzlich verpflichtet, den Commerzbank-Aktionären ein Angebot vorzulegen. Management und Betriebsrat der Commerzbank, unterstützt von der deutschen Politik, stemmen sich vehement gegen das aus ihrer Sicht „feindliche“ Übernahmevorhaben.


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Ehrgeizige Ziele als Verteidigungsstrategie

Bettina Orlopp, seit Oktober 2024 Konzernchefin, setzt auf offensive Ziele, um die Eigenständigkeit der Commerzbank zu sichern. Der Nettogewinn soll bis 2028 von derzeit 2,7 Milliarden Euro auf 4,2 Milliarden Euro steigen – trotz der hohen Kosten von 700 Millionen Euro, die der Stellenabbau kurzfristig verursacht.

Zudem verspricht die Bank den Anteilseignern großzügige Ausschüttungen: Für 2025 sollen mehr als 100 Prozent des Überschusses an die Aktionäre fließen, für die Folgejahre bis 2028 ist eine Ausschüttungsquote von 100 Prozent geplant – abhängig von der Strategieumsetzung und der wirtschaftlichen Lage.

Der Kampf der Commerzbank ist ein Balanceakt zwischen notwendiger Kostensenkung und dem Anspruch, profitabel und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Mit den angekündigten Maßnahmen positioniert sich die Bank als widerstandsfähig – doch ob das reicht, um eine Übernahme abzuwenden, bleibt offen. In einer sich wandelnden Bankenlandschaft könnte der Abwehrkampf der Commerzbank zum Symbol für den Erhalt deutscher Bankentradition werden.