25. September, 2024

Wirtschaft

Commerzbank mit neuen Führungskräften: Bettina Orlopp wird Vorstandschefin

Commerzbank mit neuen Führungskräften: Bettina Orlopp wird Vorstandschefin

Inmitten eines Übernahmekampfes mit der italienischen Unicredit verkündet die Commerzbank eine Neubesetzung der Konzernspitze. Der Aufsichtsrat hat beschlossen, die bisherige Finanzvorständin Bettina Orlopp zur neuen Vorstandschefin zu ernennen, wie das Institut am Dienstagabend in Frankfurt mitteilte. Sie wird den derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof „zeitnah“ ablösen. Gleichzeitig wird der Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer als neuer Vize-Chef der Bank benannt. Ein genauer Termin für den Wechsel wurde vom Dax-Konzern bislang nicht bekanntgegeben.

Im Zuge dieser Neuigkeiten konnte die Commerzbank-Aktie am Mittwochmorgen kurz nach Handelsbeginn einen Anstieg von gut einem Prozent verzeichnen und zählte damit zu den besten Werten im Dax. Die Aktie war zuvor ins Trudeln geraten, nachdem die Unicredit vor zwei Wochen als bedeutende Aktionärin bei der Commerzbank eingestiegen war. Am Hochpunkt hatte das Papier deutliche Gewinne verzeichnet, bevor es durch Ankündigungen des Bundes, bis auf Weiteres keine weiteren Anteile zu veräußern, wieder etwas nachgab.

Dass Bettina Orlopp als Vorstandschefin an die Spitze der Commerzbank rücken dürfte, war bereits vermutet worden. Aufsichtsratschef Jens Weidmann lobte sie als „ideale Nachfolgelösung“ und hob die Bedeutung klarer Verantwortlichkeiten für die derzeitige Phase der Bank hervor. Ein großer Dank ging auch an den scheidenden Manfred Knof, dessen strategischer Weitblick und Durchsetzungskraft maßgeblich zum aktuellen Erfolg der Bank beigetragen haben.

Knof, der seit 2021 die Geschicke der Commerzbank leitete und den Umbau des Instituts vorantrieb, wird seinen bis Ende 2025 laufenden Vertrag erfüllen, jedoch nicht verlängern, wie bereits im September bekanntgegeben wurde. Unter seiner Führung erzielte die Bank 2023 einen Rekordgewinn, zu dem neben anderen Faktoren auch die gestiegenen Zinsen beitrugen.

Mit dem unerwarteten Einstieg der Unicredit, die nach der Commerzbank greift, entstand neuer Druck. Großinvestoren forderten eine schnelle Klärung der Führungsfrage. Die Unicredit hat ihren Anteil kürzlich auf 21 Prozent erhöht und beantragte die Erlaubnis, diesen auf bis zu 29,9 Prozent auszuweiten, was ein offizielles Übernahmeangebot wahrscheinlicher macht.

Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Einstieg der Unicredit als „unfreundliche Attacke“. Finanzminister Christian Lindner hingegen betonte, dass es in der Verantwortung des Commerzbank-Vorstands liege, eine Übernahme abzuwehren. Unicredit-Chef Andrea Orcel kündigte allerdings an, keinen Sitz im Aufsichtsrat der Commerzbank anzustreben und bekundete seine Bereitschaft, den Dialog bezüglich einer möglichen Übernahme fortzuführen.

Auch Bettina Orlopp möchte einer Übernahme durch Unicredit nicht zustimmen, wie aus Berichten der „Financial Times“ hervorgeht. Eine Übernahme könnte die Kreditvergabe an kleine und mittlere deutsche Unternehmen beeinträchtigen und die Integration der beiden Banken Jahre dauern.

Orlopp, die seit 2014 bei der Commerzbank tätig ist und seit 2017 dem Vorstand angehört, bezeichnete sich selbst einmal als „treue Seele“. Sie wird gemeinsam mit Kotzbauer einen Fünfjahresvertrag erhalten. Der Aufsichtsrat hat bereits einen Auswahlprozess zur Nachbesetzung des Finanzvorstands gestartet, während Orlopp übergangsweise diese Rolle in Personalunion weiterführen wird.