25. September, 2024

Wirtschaft

Commerzbank in den Fängen von Unicredit: Bundesregierung warnt vor feindlicher Übernahme

Commerzbank in den Fängen von Unicredit: Bundesregierung warnt vor feindlicher Übernahme

Die Bundesregierung hat eindringlich vor der feindlichen Übernahme der Commerzbank durch die italienische Großbank Unicredit gewarnt. Obwohl das traditionsreiche Geldhaus für die deutsche Wirtschaft von großer Bedeutung ist, sieht man im Regierungssitz keinerlei Pläne, aktiv gegen die Übernahme vorzugehen. Diese Angelegenheit solle laut Regierungssprecher Hebestreit den Akteuren des Kapitalmarkts überlassen bleiben.

Während die Übernahmeschlacht tobt, geht bei der Commerzbank der Wechsel an der Führungsspitze erstaunlich schnell vonstatten. Bettina Orlopp, die bereits als Vize-Chefin und langjähriges Vorstandsmitglied tätig ist, übernimmt überraschend schon nächste Woche die Rolle der Vorstandsvorsitzenden. Ihr Vorgänger Manfred Knof wird das Unternehmen zum Monatsende verlassen. Diese Entscheidung wurde von Knof gemeinsam mit dem Aufsichtsrat getroffen, wie die Commerzbank bekanntgab. Auch Unicredit-Chef Andrea Orcel bleibt weiterhin flexibel in seinen Optionen.

Der Einstieg Unicredits bei der Commerzbank kam unerwartet und im großen Stil. Jüngst sicherten sich die Italiener über Finanzinstrumente die Möglichkeit, ihren Anteil von 9 auf 21 Prozent zu erhöhen, und beantragten die Genehmigung, diesen auf bis zu 29,9 Prozent auszubauen. Damit wären sie der größte Anteilseigner und könnten ein offizielles Übernahmeangebot abgeben, was Bundeskanzler Olaf Scholz als 'unfreundliche Attacke' bezeichnete. Der Bund hat entschieden, vorerst keine weiteren Commerzbank-Aktien zu verkaufen.

Mit dem vorgezogenen Führungswechsel setzt die Commerzbank ein klares Zeichen in einer kritischen Phase. Manfred Knof, der seit 2021 die Bank leitete und erfolgreich umgebaut hat, übergibt das Ruder an Orlopp, die somit die erste weibliche Chefposition in der 154-jährigen Geschichte der Bank einnehmen wird. Knof hat dabei in einer schwierigen Zeit entscheidend zum Unternehmenserfolg beigetragen und die Bank wieder auf Wachstumskurs geführt.

Andrea Orcel von Unicredit betont, dass momentan kein Übernahmeangebot vorliegt und beschreibt die Beteiligung an der Commerzbank als strategisches Investment. Beschwichtigend fügte er hinzu, dass Unicredit bei einem eventuellen Zusammenschluss beidseitiges Einvernehmen erwarte. Ein solches Szenario könne ein wichtiger Testfall für den europäischen Bankenmarkt werden.

Finanzminister Christian Lindner kritisierte indes den aggressiven Vorstoß Unicredits und sprach von einem Vorgehen, das 'nicht Vertrauen in die Unicredit gestärkt' habe. Die Bundesregierung werde jedoch keine weiteren Maßnahmen ergreifen und lasse die Angelegenheit nun in den Händen des Commerzbank-Managements. Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch hatte die Bundesregierung aufgefordert, die Übernahme zu verhindern, was jedoch ohne weitere Reaktion blieb.

Auch die Deutsche Bank hält sich aus dem Übernahmeringen heraus. Finanzvorstand James von Moltke erklärte, man konzentriere sich auf eigene Aufgaben und sei momentan nicht bereit, an einer Branchekonsolidierung teilzunehmen.