Coinbase hat mit den jüngsten Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten verfehlt, die Aktie fiel. Doch für CEO Brian Armstrong scheint das nicht mehr als eine Delle auf dem Weg zu einer größeren Vision zu sein. Coinbase will sich breiter aufstellen und künftig als Infrastruktur-Provider für die gesamte Blockchain-Welt auftreten – ein „AWS der Kryptowährungen“.
Diese Ambition unterstreicht Armstrong in gleich zwei Wachstumsfeldern: der Entwicklerplattform und dem hauseigenen Layer-2-Netzwerk „Base“.
Quartalszahlen: Die Realität hinter den Erwartungen
Zunächst zu den Zahlen: Mit einem Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar verzeichnete Coinbase ein Plus von 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch im Vergleich zum letzten Quartal bedeutete das einen Rückgang von 18 Prozent.
Ähnlich düster sah es beim Handelsvolumen aus, das ebenfalls um 18 Prozent auf 185 Milliarden Dollar sank. Der Gewinn je Aktie von 0,28 Dollar blieb deutlich hinter den Analystenprognosen von 0,45 Dollar zurück.
Diese Rückgänge zeigen, dass Coinbase stark von den schwachen Marktbedingungen und dem wachsenden Stablecoin-Handel betroffen ist, der niedrigere Gebühren bringt.
Base: Der stille Geldmacher
Mit Base hat Coinbase eine Lösung entwickelt, die Transaktionen auf der Ethereum-Blockchain schneller und günstiger macht. Seit dem Start vor etwas mehr als einem Jahr hat Base bereits 75 Millionen Dollar an Transaktionsgebühren eingebracht – eine Einkommensquelle, die kontinuierlich wächst. Armstrong sieht Base als Kernstück einer neuen Infrastruktur, die traditionellen Zahlungsanbietern zunehmend Konkurrenz machen könnte.
„Wir wollen den Anteil der globalen Wirtschaft, der über Kryptokanäle abgewickelt wird, massiv steigern,“ erklärte Armstrong.
Sein Ziel: Krypto soll bis zu 20 Prozent des globalen BIP abwickeln.
Coinbase Wallet: Kontrolle über das Nutzererlebnis
Ein weiteres Wachstumsfeld ist die Entwicklung der eigenen Coinbase Wallet. Hier geht es darum, die Nutzerzugänge und die Technologie unter Kontrolle zu behalten.
Während Base als Backend-Infrastruktur fungiert, stellt die Wallet das „Gesicht“ für den Nutzer dar und ermöglicht ein reibungsloses Interface für Transaktionen. Durch die Kombination beider Elemente schafft Coinbase ein geschlossenes System, das vom Frontend bis zum Backend alles abdeckt – eine Strategie, die es dem Unternehmen erlaubt, optimal vom Blockchain-Wachstum zu profitieren.
Die Entwicklerplattform: Die Vision eines Krypto-AWS
Coinbase hat ehrgeizige Pläne für seine Entwicklerplattform, die der Struktur von Amazon Web Services (AWS) ähnelt. Hier sollen Unternehmen Werkzeuge wie Wallet-Software, Payment-Schnittstellen und Staking-Services erhalten, um Krypto in ihre Systeme zu integrieren. Armstrong will nichts weniger als die Finanzwelt umkrempeln: „Jedes Finanz- und Fintech-Unternehmen könnte bald auch ein Krypto-Unternehmen sein.“ Dieser Infrastrukturansatz könnte Coinbase zur wichtigsten Plattform im Krypto-Ökosystem machen.
Mit KI in die Zukunft?
Auch der KI-Bereich bleibt für Coinbase ein Wachstumstreiber. Die Plattform stellt Infrastruktur für die Entwicklung von KI-Agenten bereit, die autonom mit der Blockchain interagieren und Transaktionen durchführen können – ein Bereich, der stark an Bedeutung gewinnt.
Damit zeigt Coinbase, wie es über die reine Kryptowelt hinauswachsen und sich als Knotenpunkt für neue Technologien positionieren möchte.
US-Präsidentschaftswahl als Krypto-Katalysator?
Abseits der technischen Entwicklungen könnte die kommende US-Präsidentschaftswahl Coinbase weiter in die Karten spielen. Eine Regierung mit positiver Haltung gegenüber Kryptowährungen – besonders im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump, der krypto-freundliche Maßnahmen in Aussicht gestellt hat – könnte dem Unternehmen regulatorisch neuen Spielraum eröffnen.
Die Möglichkeit einer laxeren Regulierung und einem krypto-freundlichen Umfeld könnte den Aktienkurs von Coinbase in kurzer Zeit auf eine Erholungskurs bringen.