Mexiko erlebt eine historische Zäsur: Claudia Sheinbaum, die designierte Präsidentin des Landes, trat feierlich das Erbe ihres charismatischen Vorgängers Andrés Manuel López Obrador (AMLO) an. Zwölf Tage nach ihrem Wahlsieg im Juni, der sie zur ersten Frau im höchsten Staatsamt Mexikos machte, begann sie eine ausgedehnte Reise durch die 31 Bundesstaaten und die Hauptstadt. Begleitet wurde sie dabei von AMLO, der einst ihr Mentor war und sie aus der Wissenschaft in die Welt der Politik geholt hatte, um als Leiterin des Umweltamtes der Hauptstadt zu fungieren.
Die von AMLO gegründete Partei Morena hat seit ihrem ersten Auftreten bei den Wahlen 2015 eine dominierende Stellung in der mexikanischen Politik eingenommen. Doch nun, vor Sheinbaums Amtseinführung am 1. Oktober, bestand er auf einer gemeinsamen Tour quer durch Mexiko. Kritische Stimmen bezeichneten dies als eine "Verschleppung" der Agenda der Präsidentin in spe. Skeptiker fragten sich, wann Sheinbaum aus dem Schatten ihres Vorgängers treten würde.
Obwohl López Obrador versprochen hatte, sich nach seiner Amtszeit in den Ruhestand zurückzuziehen, blieb er während des Übergangs aktiv präsent. Mit seinen täglichen, stundenlangen Pressekonferenzen, die als "mañanera" bekannt sind und auf YouTube sowie allen großen Fernsehnachrichten-Kanälen verfolgt werden konnten, hielt er die Nation weiter in Atem. Besonders die von ihm vorgeschlagenen Verfassungsreformen, einschließlich einer Neuordnung des Justizsystems, beherrschten den Sommer über und noch die Tage vor der Machtübergabe die Schlagzeilen.