Die City of London zeigt sich als widerstandsfähiger Finanzdistrikt, der trotz des Brexits signifikantes Wachstum verzeichnet. Michael Mainelli, das Oberhaupt der City of London Corporation, erklärte in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, dass die Stadt weiterhin der bedeutendste Finanzstandort weltweit sei. Anders als erwartet, haben die durch den EU-Austritt verursachten Handelsbarrieren den Dienstleistungssektor weniger beeinträchtigt als befürchtet.
Die Zahl der Beschäftigten in der auch als Square Mile bekannten City ist seit dem Brexit-Referendum von 525.000 auf 615.000 gestiegen. Besonders bemerkenswert ist, dass sich die meisten Unternehmen in diesem Bereich aus kleinen und mittelständischen Firmen zusammensetzen. Auch im Vermögensmanagement konnte London seinen globalen Anteil zwischen 2016 und 2023 von 11 Prozent auf 13 Prozent erhöhen.
Bevor Mainelli sein Amt als 695. Lord Mayor abgibt, plant er eine Reise nach Deutschland, um Hamburg und München zu besuchen. Rückblickend ist er überzeugt, dass der Verbleib in der EU der Stadt noch mehr Vorteile gebracht hätte. Seiner Meinung nach hat der Brexit die City etwa 30.000 bis 40.000 Arbeitsplätze gekostet. Dennoch betont er, dass die aktuellen Entwicklungen als Erfolg zu werten sind.
Mit einem Dienstleistungsanteil von etwa 80 Prozent an der britischen Wirtschaftsleistung bietet die City of London ein breites Spektrum an Dienstleistungen aus den Bereichen Banken, Versicherungen, Wissenschaft, Technologie, Schifffahrt, Kunst, Medien, Kultur und Bildung. Besonders zu erwähnen sind die 40 wissenschaftlichen Gesellschaften, 177 Hochschulen und 130 Forschungsinstitute, die hier ihren Sitz haben.
Eine aktuelle Analyse der London School of Economics (LSE) untermauert Mainellis Aussagen. Sie zeigt, dass vor allem kleinere Unternehmen im Warenhandel durch den Brexit betroffen sind, während der Dienstleistungssektor seine Exporte markant steigern konnte.
Auch der Wandel durch die Corona-Pandemie hat den Erfolg der City gefördert. Effizienzgewinne durch die verstärkte Nutzung von Videokonferenzen und den damit verbundenen Rückgang von Geschäftsreisen trugen erheblich dazu bei. Mainelli betont, dass bereits der Verzicht auf zwei oder drei persönliche Geschäftsreisen zu einer erheblichen Effizienzsteigerung führt.
Verwaltet wird die City von der City of London Corporation, deren Vorsitzender jährlich neu als Lord Mayor gewählt wird. Diese Institution hat nicht nur Verwaltungsaufgaben, sondern vertritt auch die Interessen der ansässigen Unternehmen.