Christian Lindner, der sprunghafte und zugleich visionäre Chef der FDP, hat einen neuen Plan: Er bemüht sich um die Gunst der Union, um das Ziel einer schwarz-gelben Koalition zu realisieren. Lindner ist überzeugt, dass nur durch eine solche Partnerschaft echte Veränderung möglich wird, im Gegensatz zum „etwas hin und her geschobenen Status quo“. In einem Interview mit der „Welt“ erklärte der ehemalige Finanzminister, dieser politische Wandel könne erreicht werden, wenn es gelänge, Wähler der AfD für sich zu gewinnen. Vor allem die, die nicht aus Radikalität, sondern aus Unzufriedenheit mit Bürokratie, Energiepolitik und eingeschränkter Medienvielfalt ihren Missmut bei den Wahlurnen Ausdruck verleihen.
Die Taktik von Lindner setzt darauf, dass auch die Union bereitwillig die schwarz-gelben Optionen in Betracht zieht. Eine Offenheit, die laut Lindner jedoch derzeit von der Union aus machtpolitischen Interessen nicht aktiv verfolgt wird. Für die CDU/CSU stehe insbesondere das Ziel im Vordergrund, mit Friedrich Merz den nächsten Kanzler zu stellen. Ein ehrgeiziger Plan, der nicht mit den zeitgleichen Anliegen der FDP harmoniert.
Spannend wird es, wenn Bundeskanzler Scholz am 16. Dezember im Bundestag die Vertrauensfrage stellt. Sollte die darauf folgende Abstimmung nicht zu seinen Gunsten ausfallen, könnte dies zu einer vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar führen. Eine aktuelle Umfrage des Instituts Insa, durchgeführt für die „Bild“-Zeitung, gibt der FDP jedoch nur 4,5 Prozent der Wählerstimmen, womit sie unter der entscheidenden Fünf-Prozent-Hürde liegen würde. Die CDU/CSU hingegen kann aktuell mit 31,5 Prozent der Stimmen rechnen.