Vor fünfzehn Jahren markierte Intel einen Meilenstein, als es als eine der ersten Technologieunternehmen in den Dow Jones Industrial Average aufgenommen wurde. Heute nimmt Nvidia, ebenfalls ein Halbleiterunternehmen, Intels Platz im renommierten Index ein, nachdem es seinen Aktienwert in den letzten zwei Jahren versiebenfachen konnte. Die Chipbranche erlebt aktuell eine bedeutende Umwälzung. Die Nachfrage nach KI-Chips, die für generative KI-Technologien unabdingbar sind, hält unvermindert an. Hochwertige KI-Chips sind nach wie vor Mangelware und der Markt wird von nur wenigen Herstellern dominiert, was auf ein Wachstum der Gewinne und Aktienpreise in der Branche schließen lässt. Trotzdem war die Investition in Chip-Aktien in diesem Jahr überaus riskant. Während die Aktien von Intel fast um 50 Prozent nachgaben, hat Nvidia seine Position als Spitzenreiter im Benchmark mit einer Verdreifachung des Aktienwerts untermauert. Warum erleben die Chipaktien dann diese extreme Diskrepanz? Drei wesentliche Herausforderungen stehen der Branche gegenüber. Erstens hinken die meisten Chiphersteller im Design und der Produktion leistungsfähiger KI-Chips hinterher. Nvidias fortschrittliche Entwicklungen setzen neue Maßstäbe, die über den früheren Großteil der Nachfrage hinausreichen, die vor allem von Smartphones und Automobilherstellern kam. Strengere Qualitätsstandards bedeuten längere Vorlaufzeiten für spezialisierte Hersteller. Zweitens kämpfen die beiden weltgrößten Hersteller hochwertiger KI-Chips mit den Folgen früherer Fehltritte. Intel verlor seinen technologischen Vorsprung, nachdem 2015 Verzögerungen bei der Umstellung seiner Fabriken einsetzten. Binnen zwei Jahren konnte TSMC die Lücke schließen und ist inzwischen führend in der Chipproduktion. Intel hingegen bleibt im Auftragsfertigungsbereich nahezu unbedeutend. Drittens erzielte der Premium-Segment der Chips weitaus höhere Gewinne als der Rest des Marktes. Diese Divergenz ist teils auf die abnehmende Nachfrage nach Smartphones und PCs zurückzuführen, vor allem aber darauf, dass der durchschnittliche Verkaufspreis von Hochleistungschips für KI etwa fünfmal höher ist als der von herkömmlichen Speicherchips. Diese Entwicklung treibt die "Winner-takes-all"-Dynamik weiter voran. Ein Blick auf Nvidia und seine Hauptlieferanten zeigt die enormen Unterschiede: TSMC verzeichnete im letzten Quartal Rekordgewinne und erhöhte die Umsatzprognose, während SK Hynix ebenfalls Rekordergebnisse veröffentlichte. Beide Konzerne erzielten operative Margen von mehr als 40 Prozent, was mehr als doppelt so hoch ist wie bei Wettbewerbern. Angesichts dieser Entwicklungen wird der Konkurrenzdruck immer spürbarer. Samsung verfehlte kürzlich die Gewinnerwartungen seiner Chip-Sparte, während Intel mit einem Rekordverlust und einer zurückgezogenen Umsatzprognose für seinen Gaudi KI-Chip kämpft. In einer von Nvidia dominierten KI-Welt ist die Botschaft klar: Wer nicht konkurrieren kann, tritt besser der Lieferkette bei.