Die anhaltende Flaute im Elektroautomarkt bringt Europas führende Halbleiterhersteller in eine prekäre Lage. Unternehmen wie STMicroelectronics (ST) erleben einen dramatischen Rückgang der Nachfrage, der sich direkt auf ihre Geschäftsergebnisse auswirkt. Im zweiten Quartal dieses Jahres sind die Erlöse von ST um beeindruckende 25 Prozent gesunken.
Weitere Umsatzeinbußen erwartet
Die Aussichten bleiben düster. ST rechnet im laufenden Quartal mit einem weiteren Umsatzrückgang von nahezu 27 Prozent. Diese Prognose folgt auf die Ankündigung des Konzernchefs Jean-Marc Chery, der die Umsatzerwartungen für das gesamte Jahr um mehr als eine Milliarde Dollar gesenkt hat.
Cherys Kommentar unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Situation:
"Das Geschäft entwickelt sich nicht wie erhofft, und die Nachfrage im Automobilsektor hat nachgelassen."
Börsen reagieren mit Besorgnis
Die Investoren reagieren nervös auf die schwachen Geschäftszahlen. Der Aktienkurs von ST stürzte um über zwölf Prozent ab, und seit Jahresbeginn hat das Papier mehr als ein Viertel seines Wertes verloren.
Auch die Konkurrenten wie Infineon und NXP spüren den Druck. Infineon verzeichnete einen Rückgang von über sechs Prozent, während NXP den größten Kursverlust seit vier Jahren erleben musste.
Schwierige Zeiten für die Elektroautoindustrie
Die Halbleiter, die in Elektroautos verbaut werden, gelten als besonders lukrativ. Infineon zufolge stecken in einem durchschnittlichen Elektroauto Halbleiter im Wert von etwa 1.300 Dollar – deutlich mehr als in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.
Doch die erwartete Beschleunigung der Elektromobilität bleibt aus. Große Autohersteller wie General Motors und Mercedes-Benz drosseln ihre Investitionen in Elektrofahrzeuge und verlagern Ressourcen zurück zu traditionellen Antrieben.
Trotz der Herausforderungen gibt es auch Optimismus. NXP-Chef Kurt Sievers glaubt, dass die Talsohle durchschritten sei, zumindest für sein Unternehmen. ST hingegen hat bereits Sparmaßnahmen eingeleitet, darunter einen Einstellungsstopp und eine Halbierung der Investitionen im Vergleich zum Vorjahr.
Die europäischen Halbleiterkonzerne stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen nicht nur die aktuellen Marktflauten bewältigen, sondern auch ihre Geschäftsstrategien anpassen, um in einem sich schnell verändernden Automobilmarkt bestehen zu können.