Chinesische Aktien verzeichneten am heutigen Morgen deutliche Kurssprünge, nachdem die chinesische Führung umfassende Unterstützung für die angeschlagene Wirtschaft des Landes zugesagt hatte. Diese Entwicklungen folgten auf ein unerwartetes Treffen führender chinesischer Politiker am Donnerstag.
So stiegen die Aktien des Fast-Food-Konzerns Yum China zeitweise um bis zu 20%, bevor sie einen Teil der Gewinne wieder abgaben. Die Papiere des E-Commerce-Unternehmens PDD Holdings und der Suchmaschinen- und KI-Firma Baidu kletterten um etwa 15% beziehungsweise 12%, bevor auch sie Rücksetzer verzeichneten.
Seit Dienstag hat die chinesische Zentralbank eine Reihe von Konjunkturmaßnahmen und Zinssenkungen angekündigt, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und das Regierungsziel von 5% des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr zu erreichen. Zu den Maßnahmen gehören die Senkung der Reserveanforderungen für Banken, die Reduzierung der Zinssätze und Eigenkapitalanforderungen bei Hypotheken sowie die Kapitalzufuhr an Finanzunternehmen zur Förderung von Investitionen.
Während diese Maßnahmen zunächst Optimismus geweckt hatten, stotterte die Rally gestern aufgrund von Bedenken, ob Zinssenkungen und Konjunkturprogramme ausreichen würden, um China aus der wirtschaftlichen Flaute herauszuführen. Zu den aktuellen Sorgen zählen eine Immobilienkrise, Deflationsängste, hohe Arbeitslosigkeit und schwache Konsumnachfrage.
Beim heutigen unerwarteten Treffen des Politbüros, das von Präsident Xi Jinping geleitet wird, hieß es Berichten zufolge: "Wir sollten die Intensität der antizyklischen Anpassung der Finanz- und Geldpolitik erhöhen." Zudem plant das Politbüro die Ausgabe von Staatsanleihen zur Unterstützung von Regierungsinvestitionen.
Das Politbüro, als wichtigstes politisches Entscheidungsgremium, trifft in der Regel keine Sitzungen im September ab, was Analysten von Morgan Stanley als ein Zeichen erhöhter Dringlichkeit bewerten.
Nach einem schwierigen Jahr für chinesische Aktien scheint nun eine Trendwende einzusetzen. Gemäß Goldman Sachs verzeichneten chinesische Aktien am Dienstag die höchsten täglichen Nettozuflüsse seit etwa 3,5 Jahren und die zweithöchsten in der letzten Dekade.
Weitere Zuversicht erhielten die Märkte durch die Aussagen des Milliardärs David Tepper im Interview mit CNBC. Tepper empfahl den Kauf von „allem“ in China, von ETFs bis zu Futures. Er erklärte, seit der Zinsentscheidung der US-Notenbank in der vergangenen Woche und den darauf folgenden Ankündigungen der chinesischen Regierung sei er zunehmend optimistisch.
Die chinesische Aktienlandschaft unterscheidet sich jedoch erheblich von derjenigen der USA. Die Regierung hat einen größeren Einfluss und die Wirtschaft bewegt sich nicht immer parallel zu anderen globalen Wirtschaften. Heute profitiert der Sektor mehr von den Zusagen der Regierung als von den tatsächlich angekündigten Stimulus-Maßnahmen.
Aktien wie Yum, PDD und Baidu sollten bei einer erfolgreichen wirtschaftlichen Erholung Chinas profitieren, da die Konsumenten mehr Geld zum Ausgeben haben werden. Diese Unternehmen handeln zudem zu wesentlich attraktiveren Bewertungsmultiplikatoren als ihre US-amerikanischen Pendants.
Für Anleger, die nicht die Zeit haben, sich intensiv mit den spezifischen wirtschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen in China auseinanderzusetzen, könnte der Kauf eines ETFs, der einen Korb chinesischer Aktien hält, eine geeignete Alternative sein.