Chinas Renditedifferenz zu den USA erreicht ein neuerliches Rekordniveau und stellt die Zentralbank vor erhebliche Herausforderungen, während sie bestrebt ist, den Yuan zu stützen. Ein anhaltender Anstieg der chinesischen Staatsanleihen und der Verkaufsdruck auf US-Anleihen haben zu einer noch nie dagewesenen Lücke von 300 Basispunkten zwischen den Renditen der beiden Länder geführt. Diese Diskrepanz könnte den Druck auf den Yuan weiter erhöhen, da das Risiko von Kapitalabflüssen steigt, gerade als die Währung im Offshore-Handel ein Rekordtief erreichte.
Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass Entscheidungsträger möglicherweise gezwungen sind, eine Abwertung des Yuan zuzulassen, um die fragile Wirtschaft durch geldpolitische Lockerungen zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund hat die People's Bank of China diese Woche einerseits den Währungsmarkt gestützt, während sie andererseits den Yuan am vergangenen Freitag über eine wichtige Schwelle fallen ließ.
Neben der Renditedifferenz leidet der Yuan unter einem düsteren Wirtschaftsausblick, der durch eine anhaltende Immobilienkrise, schwachen Konsum und Deflationssorgen geprägt ist. Hinzu kommen die Zollandrohungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump und sinkende Erwartungen an Zinssenkungen in den USA, die zusätzlich Druck auf die chinesische Währung ausüben.
Mitul Kotecha von Barclays kommentierte, dass Chinas deflationäre Tendenzen und schwaches Wirtschaftswachstum die Renditen weiter drücken, während relativ starke wirtschaftliche Aktivitäten die US-Renditen hoch halten. Die sich vergrößernde Zinslücke wird den Dollar-Yuan-Kurs weiter nach oben treiben.
Am Montag erreichte die Rendite für Chinas 10-jährige Anleihen laut offiziellen Daten erstmals weniger als 1,6%, was das Zinsgefälle zu den US-Titeln desselben Laufzeitbereichs auf 303 Basispunkte ausweitete. Anzeichen von Kapitalabflüssen wurden bereits sichtbar, da China im November den größten jemals verzeichneten Kapitalabfluss aus seinen Finanzmärkten erlitt.
Am Dienstag verstärkte die People's Bank of China den Tagesleitkurs, der deutlich über den durchschnittlichen Schätzungen einer Bloomberg-Umfrage lag, um die Marktstimmung zu verbessern. Die Währung rutschte am Freitag unter 7,3 pro Dollar, was Spekulationen schürt, dass China offen für weitere Abwertungen ist.
Der Offshore-Yuan zeigte zuletzt kaum Veränderung bei einem Kurs von 7,3439, während er im Inland bei 7,3291 lag. Lynn Song, Chefvolkswirtin für Großchina bei ING Bank, betonte, dass der Markt genau beobachte, ob die Zentralbank die Fixierung weiter lockern wird, während der Abwertungsdruck wächst. Der Vorgang dürfte jedoch schrittweise erfolgen, da die Behörden anscheinend weiterhin auf Währungsstabilität bedacht sind.