15. November, 2024

Wirtschaft

Chinas Wirtschaft im Zwiespalt: Aufschwung im Einzelhandel trifft auf Immobilienflaute

Chinas Wirtschaft im Zwiespalt: Aufschwung im Einzelhandel trifft auf Immobilienflaute

Chinas Wirtschaft zeigt derzeit ein gemischtes Bild: Während die Einzelhandelsumsätze im Oktober kräftig zulegten, bleibt der Immobiliensektor trotz zahlreicher Konjunkturmaßnahmen unter Druck. Die Einzelhandelsumsätze stiegen laut Daten des Nationalen Statistikamts um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, der stärkste Anstieg seit acht Monaten. Die Industrieproduktion wuchs hingegen um 5,3 Prozent und blieb somit hinter den Prognosen von 5,6 Prozent zurück.

Während jedoch der Verbrauch rege zulegte, setzten die Immobilienpreise ihren Abwärtstrend fort. Die Preise neuer Wohnungen in 70 großen Städten sanken im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozent, was den 16. Rückgang in Folge markiert. Im Jahresvergleich fiel der Wert um 5,9 Prozent, der stärkste Rückgang seit 2015. Auch die Investitionen in den Immobiliensektor gingen weiter zurück und verringerten sich in den ersten zehn Monaten des Jahres um 10,3 Prozent.

In Reaktion darauf hat Peking seit September zahlreiche Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft ergriffen, darunter Zinssenkungen und Anreize für Aktienrückkäufe. Vergangene Woche wurde zudem ein Umschuldungspaket für lokale Regierungen auf den Weg gebracht, die unter der dreijährigen Immobilienflaute besonders gelitten haben.

Die schwächelnde Immobilienbranche stellt für die politischen Entscheidungsträger eine Herausforderung dar, insbesondere angesichts der Vorbereitung auf eine mögliche zweite Amtszeit Donald Trumps, die die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China belasten könnte. Positiv hebt sich der Exportsektor ab, der im Oktober den höchsten Anstieg seit zwei Jahren verzeichnete.

Carlos Casanova, leitender Asien-Ökonom bei UBP, äußerte Enttäuschung über den Immobiliensektor und machte "begrenzte Übertragseffekte" der Regierungsmaßnahmen dafür verantwortlich. Er forderte weitere politische Unterstützung. Die Regierung hat für das Jahr 2024 ein BIP-Wachstumsziel von etwa 5 Prozent gesetzt, das niedrigste seit Jahrzehnten.

Zichun Huang, China-Ökonomin bei Capital Economics, stellte fest, dass der Fortschritt im letzten Monat stark vom Konsum getragen wurde. Der Wertschöpfungsindex für den Dienstleistungssektor stieg um 6,3 Prozent, das höchste Niveau in diesem Jahr. Sondereffekte wie die Woche der Feiertage trugen ebenfalls zur Konsumbelebung bei.

Dennoch betonte Casanova, dass ohne eine Stabilisierung der Immobilienindikatoren ein dauerhafter Konsumanstieg schwer zu realisieren sei.