Die Gemütslage in den chinesischen Industriebetrieben hat sich zu Jahresbeginn unerwartet eingetrübt. Laut einer Mitteilung des Pekinger Statistikamts fiel der staatlich erhobene Einkaufsmanagerindex, der vorrangig die Stimmung in größeren und staatlich geführten Unternehmen widerspiegelt, im Januar um 1,0 Punkte auf 49,1. Analysten hatten im Durchschnitt einen gleichbleibenden Wert von 50,1 Punkten prognostiziert.
Die Markenunterschreitung an der bedeutenden Expansionsschwelle von 50 Punkten deutet auf eine Stagnation der wirtschaftlichen Aktivitäten in Chinas Industrie hin und markiert das erste Mal seit September, dass dieser kritische Punkt unterschritten wird. Besonders in der Dienstleistungsbranche zeigt sich ein noch stärkerer Abwärtstrend: Der Index fiel um 2,0 Punkte auf 50,2 — nahe an der Stabilitätsgrenze, aber noch über dieser.
Commerzbank-Analyst Tommy Wu führt die gedämpfte Stimmung teilweise auf die bevorstehenden Neujahrsfeierlichkeiten zurück, deren erwarteter Einfluss auf die wirtschaftliche Aktivität traditionell nicht zu unterschätzen ist. Typischerweise verlangsamt sich die Produktion, da zahlreiche Wanderarbeiter lange vor dem offiziellen Feiertag in ihre Heimat reisen.
Trotz der letzten Versuche der Regierung in Peking, der Wirtschaft verstärkt Schwung zu verleihen, indem sie unter anderem die Kreditvergabe lockerte und soziale Hilfsprogramme initiierte, blieben die Auswirkungen begrenzt. Wu von der Commerzbank warnte vor wachsendem Druck auf die Staatsführung, weitere unterstützende Maßnahmen zu ergreifen. Die aktuellen Daten schüren Zweifel an einer stabilen Fortsetzung des Wachstums nach einem robusten vierten Quartal.