08. September, 2024

Technologie

Chinas Solarindustrie unter Druck: Überproduktion und Preiskampf setzten Unternehmen zu

Chinas Solarindustrie unter Druck: Überproduktion und Preiskampf setzten Unternehmen zu

Die Dominanz Chinas auf dem globalen Solarmarkt ist unbestreitbar. Fast jedes Solar-Panel weltweit stammt von einem chinesischen Unternehmen, ebenso wie die Maschinen zu ihrer Herstellung überwiegend in China produziert werden. Doch trotz einer weiteren Exportsteigerung im Mai läuft es in der heimischen Solarindustrie alles andere als rund.

Im vergangenen Jahr sind die Großhandelspreise für Solar-Panels fast um die Hälfte gefallen, und in diesem Jahr verzeichnete der Markt einen weiteren Preisrutsch von 25 Prozent. Dies hat die chinesischen Hersteller in einen gnadenlosen Preiskampf verwickelt, bei dem sie ihre Preise weit unter die Produktionskosten senken. Trotzdem investieren sie weiterhin in den Bau neuer Fabriken.

Diese aggressive Preisstrategie hat viele Unternehmen stark getroffen. Die Aktienkurse der fünf größten chinesischen Hersteller von Solarpanels und -ausrüstung haben sich in den letzten zwölf Monaten halbiert. Mindestens sieben große Hersteller haben seit Juni angekündigt, erhebliche Verluste für das erste Halbjahr dieses Jahres zu melden.

Die aktuelle Situation im Solarmarkt zeigt eindrucksvoll, wie Chinas Industriepolitik funktioniert. Vor 15 Jahren beschloss die Regierung, Solarenergie massiv zu unterstützen und den Unternehmen den freien Wettbewerb zu überlassen. Dabei nimmt Peking eine hohe Ausfallquote in Kauf. Ein ähnliches Szenario spielt sich aktuell in der Automobilbranche ab, wo Hersteller ebenfalls aggressiv Preise senken und Exporte steigern.

Diese Herangehensweise kann für lokale Regierungen, staatliche Investitionsfonds und unterstützende Banken teuer werden. Sie tragen die finanziellen Verluste der geförderten Unternehmen. Trotz der Kritik von den USA, der EU und anderen Handelspartnern hält China an dieser Politik fest und will verstärkt in Hightech-Industrien investieren.

Ein Beispiel für diese Entwicklung ist die Hunan Sunzone Optoelectronics in Changsha. Das Unternehmen profitierte zunächst von umfangreichen staatlichen Subventionen, konnte sich aber letztlich nicht am Markt behaupten. Heute steht die Fabrik leer und soll abgerissen werden. Die Überkapazitäten in der Branche führen dazu, dass viele andere Unternehmen ähnlichen Herausforderungen gegenüberstehen.

Große Firmen wie Tongwei und Longi Green Energy Technology konnten durch ihre Größenvorteile zwar Marktanteile sichern und weiterentwickeln, doch der Großteil der früheren Wettbewerber ist inzwischen verdrängt.

Zudem verschärfen die wegfallenden lokalen Subventionen die Krise weiter, da viele lokale Regierungen aufgrund der Immobilienkrise finanziell am Limit sind.

Auch international sehen sich die chinesischen Hersteller zunehmenden Handelsbarrieren gegenüber. Die USA haben vor kurzem wieder hohe Zölle auf Solarprodukte aus Südostasien eingeführt, und Europa beginnt mit restriktiveren Beschaffungsrichtlinien.

Dennoch erweisen sich Chinas Solarunternehmen als widerstandsfähig. Selbst nach schweren Zusammenbrüchen erhalten einige Unternehmen durch staatliche Unterstützung wieder auf die Beine. Zhao Feng, Gründer von Sunzone, hofft ebenfalls auf ein Comeback seines Unternehmens durch eine Neuausrichtung auf künstliche Intelligenz und Elektromobilität, gestützt durch staatliche Hilfe.

„Wenn wir uns weiterentwickeln wollen,“ sagt Zhao, „werden wir Banken und die Regierung um Unterstützung bitten.“