Im Januar stellte das chinesische KI-Start-up Deepseek mit seinem Modell R1 die Vormachtstellung der USA in Frage. Nun, nur wenige Wochen später, sorgt ein weiteres Unternehmen für Furore: Das Pekinger Start-up Monica hat mit Manus AI eine Anwendung entwickelt, die als vollständig autonomer Agent agieren soll.
Die Tech-Szene diskutiert bereits, ob dies der nächste große Innovationssprung ist – oder nur geschicktes Marketing.
Mehr als ein Chatbot?
Während Deepseek mit einem leistungsstarken Sprachmodell überraschte, verfolgt Manus AI ein anderes Konzept. Laut Yichao „Peak“ Ji, Forschungsleiter von Monica, handelt es sich um einen autonomen KI-Agenten, der Aufgaben nicht nur bearbeitet, sondern selbstständig initiiert und optimiert.
Das könnte eine neue Evolutionsstufe für KI bedeuten – vorausgesetzt, die Technologie hält, was sie verspricht.
Einige Branchenkenner zeigen sich begeistert: Der Produktleiter des renommierten US-KI-Unternehmens Hugging Face nannte Manus „das beeindruckendste KI-Tool, das ich je getestet habe“. Auch unabhängige Tester bescheinigen dem System eine hohe Effizienz. Dennoch gibt es kritische Stimmen.
Die ersten Tests: Revolution oder überschätztes Produkt?
Aktuell gibt es Manus AI nur als Testversion, die über einen Einladungscode zugänglich ist. Erste Tester berichten, dass das System komplexe Aufgaben selbstständig steuert und Entscheidungen trifft – etwa Lebensläufe auswertet, Minigames programmiert oder Aktienkurse analysiert. Besonders in der GAIA-Benchmark, einem Vergleichstest für KI-Systeme, soll Manus OpenAIs Deepresearch geschlagen haben.
Doch nicht alle sind überzeugt. Fehlermeldungen treten regelmäßig auf, und einige Nutzer kritisieren eine inkonsistente Leistung. Auch der Datenschutz wirft Fragen auf: Laut offiziellen Angaben liegt die Cloud-Infrastruktur in Singapur, nicht in China. Welche Daten gespeichert und wie sie verarbeitet werden, bleibt jedoch unklar.
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Der wahre technologische Durchbruch?
Experten sind sich uneinig, ob Manus AI wirklich eine neue Dimension der KI darstellt oder nur bestehende Technologien geschickt kombiniert. Angeblich basiert Manus auf mehreren existierenden Sprachmodellen, darunter Anthropic’s Claude Sonnet 3.5 und Alibabas Qwen. Falls das zutrifft, wäre Manus weniger eine Revolution als eine geschickte Weiterentwicklung bestehender Konzepte.
Wei Wei, Professor für Künstliche Intelligenz an der Huazhong University of Science and Technology, sieht in Manus vor allem einen Fortschritt in der Zusammenarbeit von KI-Agenten, nicht in den grundlegenden Algorithmen selbst. Auch Google-DeepMind-Entwickler Philipp Schmid hält die richtige Integration bestehender Modelle für wichtiger als neue Grundlagenforschung.
China auf der Überholspur?
Chinas KI-Industrie erlebt gerade einen Boom, und Start-ups wie Deepseek und Monica stehen im Mittelpunkt. Peking sieht in Künstlicher Intelligenz einen Schlüsselsektor, um technologisch mit den USA gleichzuziehen oder sie sogar zu überholen.
Manus könnte dabei eine strategische Rolle spielen. Premierminister Li Qiang hob KI jüngst als Wachstumsmotor hervor – und die Regierung investiert gezielt in Unternehmen, die in diesem Bereich Fortschritte machen.