Umsatzsprung dank China
Carl Zeiss Meditec hat im zweiten Quartal deutlich zugelegt – und das vor allem wegen starker Impulse aus China. Der Umsatz kletterte um 19 Prozent auf 560 Millionen Euro, das operative Ergebnis (EBITA) stieg um 15 Prozent auf rund 78 Millionen Euro.
Besonders gefragt: Verbrauchsmaterialien für die chirurgische Augenheilkunde – ein Segment, das in China offenbar schneller wächst als erwartet.
Der Quartalsbericht zeigt: Die Nachfrage in der Volksrepublik ist zurück, und zwar kräftiger als geplant. Für den angeschlagenen Medtech-Sektor in Europa ist das eine willkommene Nachricht. Während viele Wettbewerber mit verhaltenen Prognosen kämpfen, liefert Zeiss Meditec zumindest ein Zwischenhoch.

Sehschärfe im Zahlenwerk
Die Entwicklung in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres kann sich sehen lassen: Der Umsatz lag kumuliert bei 1,05 Milliarden Euro – nach 947 Millionen im Vorjahreszeitraum.
Beim EBITA meldet das Unternehmen einen leichten Anstieg auf 114 Millionen Euro (nach 113,2 Millionen). Auf den ersten Blick kein großer Sprung – aber angesichts eines volatilen Umfelds zählt hier Stabilität mehr als Euphorie.
Das operative Geschäft bleibt damit auf Kurs, das Management sieht keinen Grund, an den Jahreszielen zu rütteln: Ein leichtes Umsatzwachstum und ein EBITA über Vorjahresniveau sollen es weiterhin richten. Eine detailliertere Prognose gibt es jedoch nicht – der geopolitische Nebel aus Übersee macht den Blick nach vorn schwierig.
Ein Markt, zwei Risiken
Während China als Absatzmarkt derzeit glänzt, droht aus den USA Ungemach. Die Rede ist von möglichen Sonderzöllen auf medizinische Technik, ein Thema, das zwar noch nicht konkret ist – aber bereits jetzt das Risikomanagement dominiert.
Das Problem: Zeiss Meditec ist zwar europäisch aufgestellt, aber global vernetzt. Wertschöpfungsketten, Exportströme, Vertriebsmodelle – alles hängt am reibungslosen Handel.
Die Unsicherheit über die künftige US-Handelspolitik – insbesondere nach den jüngsten Zollschritten gegen China – wirkt wie ein Damoklesschwert. Eine Eskalation würde nicht nur die Lieferkosten erhöhen, sondern auch Investitionsentscheidungen beeinflussen. Kein Wunder also, dass der Konzern sich mit Prognosen bedeckt hält.
China bleibt Hoffnung – und Herausforderung
China als Treiber des Quartals klingt verlockend – doch auch hier ist die Euphorie nicht frei von Risiken. Der Medtech-Sektor ist politisch sensibel, Zulassungsverfahren können sich schnell ändern, der staatliche Einkauf ist volatil.
Gleichzeitig investiert Peking stark in lokale Hersteller – ausländische Anbieter müssen ihre Margen oft verteidigen. Für Zeiss Meditec heißt das: Solange das Wachstum mitgeht, lohnt sich der Aufwand. Aber die Abhängigkeit steigt.
Wachstum mit Vorbehalt
Zeiss Meditec zeigt, wie fragmentiert die Lage im Medizintechniksektor derzeit ist. Auf der einen Seite boomt das China-Geschäft, auf der anderen drohen Unsicherheiten aus Übersee.
Die Produktpalette – insbesondere im Bereich der refraktiven Chirurgie und Visualisierung – bleibt wettbewerbsfähig. Doch die geopolitische Kulisse ist nicht zu unterschätzen.
Ein Konzern, der sehen kann – aber nicht hellsehen
Der Vorstand bleibt nüchtern. Kein Überschwang, kein Rückzug – aber auch kein Ausblick, der mehr verspricht als nötig. Das wirkt seriös, zumal die aktuelle Zahlenlage nicht nach kosmetischer Überhöhung verlangt. Zeiss Meditec fährt auf Sicht – mit dem Blick nach China, dem Seitenblick auf Washington und dem festen Willen, nicht aus der Spur zu geraten.