China Eastern Flug MU721 landet 14 Minuten früher als geplant. Doch nicht nur die Pünktlichkeit macht diesen Flug bemerkenswert. Zum ersten Mal setzt die Airline auf der internationalen Route zwischen Hongkong und Shanghai das neue chinesische Mittelstreckenflugzeug C919 ein – eine Kampfansage an Airbus und Boeing.
Seit Jahrzehnten dominieren diese beiden Hersteller den Markt für Verkehrsflugzeuge. Doch mit dem Erstflug des C919 wird das bislang undenkbare Szenario greifbar: China tritt als dritter Wettbewerber in die Passagierluftfahrt ein.
Airbus und Boeing unter Druck
Airbus und Boeing kontrollieren den Markt seit Jahrzehnten und gelten als technologisch uneinholbar. Airbus, mit seinem Erfolgsmodell A320, und Boeing mit der 737-Familie liefern sich seit Jahren ein Duell um Marktanteile.
Doch die westlichen Hersteller stecken in der Krise: Airbus hat mit massiven Lieferengpässen zu kämpfen, Boeing mit Sicherheits- und Produktionsproblemen. Diese Schwäche bietet Peking eine historische Chance.
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Die Commercial Aircraft Corporation of China (Comac) hat mit dem C919 einen Jet entwickelt, der dem A320 zum Verwechseln ähnlich sieht – ein Umstand, der in der Branche bereits für Diskussionen sorgt. Airbus und Boeing beobachten den Vorstoß Chinas mit wachsendem Argwohn.
Chinas Aufholjagd: Vom Lehrwerk zur eigenen Produktion
China produziert seit 2008 Airbus-Jets im eigenen Land – im Werk Tianjin werden A320 montiert. Viele in der Branche vermuteten, dass die Zusammenarbeit mit Airbus als Blaupause für den Aufbau einer eigenen Luftfahrtindustrie diente.
Berichte über einen angeblich "verschwundenen" A320, der mutmaßlich zur technischen Analyse demontiert wurde, befeuern diese Spekulationen.
Nun präsentiert Peking mit dem C919 ein eigenes Modell – und die Leistungsdaten sind durchaus konkurrenzfähig. Zwar bietet der C919 mit 174 Sitzplätzen weniger Kapazität als ein A320, doch seine Reichweite von 5500 Kilometern ist für viele Airlines attraktiv.
Preislich kein Kampfjet
Ein zentrales Verkaufsargument chinesischer Produkte ist oft der Preis. Doch der C919 ist nur etwa zehn Prozent günstiger als sein westliches Pendant – was aufhorchen lässt.
China Air hat bereits 100 Exemplare bestellt, und insgesamt sollen über 1000 Bestellungen vorliegen. Die große Frage bleibt jedoch: Kann Comac mit den etablierten Herstellern in Sachen Produktionskapazität und Service-Qualität mithalten?
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Regulierung als Barriere
Noch wird der C919 nicht auf dem europäischen oder US-Markt zugelassen. Die chinesische Luftfahrtbehörde hat das Modell zertifiziert, aber westliche Regulierungsbehörden lassen sich Zeit.
Die EASA, die europäische Luftfahrtaufsicht, prüft eine Zertifizierung – ein Prozess, der sich in die Länge ziehen könnte. Der Verdacht: Der Westen will den Markteintritt des chinesischen Jets verzögern, um Airbus und Boeing einen strategischen Vorteil zu sichern.
Fazit: Eine neue Luftfahrt-Ära?
China ist fest entschlossen, seine Abhängigkeit von westlicher Technologie zu reduzieren. Mit dem C919 ist der erste große Schritt getan.
Noch ist der Flieger keine existenzielle Bedrohung für Airbus und Boeing. Doch die Lage auf dem Flugzeugmarkt ist angespannt: Lieferengpässe, geopolitische Unsicherheiten und eine steigende Nachfrage könnten dazu führen, dass Airlines nach neuen Alternativen suchen – und China genau zur richtigen Zeit auf den Markt drängt.