Ein Chip sorgt für Verwunderung
„Ascend 910B“ – dieser unscheinbare Name sorgt in der Chip-Industrie für Aufsehen. Huawei hat mit diesem KI-Chip scheinbar das Unmögliche geschafft: eine leistungsstarke Alternative zu den von den USA sanktionierten Nvidia-Chips. Branchenanalysten rätseln, wie die Volksrepublik trotz strenger Exportkontrollen solche Technologien entwickeln konnte.
Ein genauer Blick in die Lieferkette brachte die Wahrheit ans Licht: Der Chip enthält Komponenten von TSMC, dem weltweit führenden Auftragsfertiger, obwohl dieser seit Jahren offiziell keine Exporte nach China tätigt.
Wie solche Bauteile dennoch in die Volksrepublik gelangen konnten, bleibt unklar. Doch der Verdacht liegt nahe, dass Mittelsmänner und Scheinfirmen in der Region Asien-Pazifik eine entscheidende Rolle spielen.
Sanktionen als Innovationsdruck
Die USA versuchen seit Jahren, Chinas technologischen Fortschritt durch Sanktionen zu bremsen. Exportbeschränkungen für Nvidia-Chips, hochmoderne Belichtungsmaschinen von ASML und Chipdesign-Software sollen Chinas KI-Entwicklung erschweren.
Doch anstatt das Ziel zu erreichen, hat der Druck die chinesische Technologiebranche zu kreativen und teilweise fragwürdigen Methoden getrieben.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters nutzen mindestens elf chinesische Unternehmen Cloud-Dienste von US-Anbietern wie Amazon AWS, um Rechenleistung zu mieten. Solange Cloud-Dienste nicht direkt unter die Sanktionen fallen, handelt es sich dabei um legale Schlupflöcher.
KI als geopolitisches Schlachtfeld
Die Fortschritte Chinas in der KI sind beeindruckend. Zwischen 2014 und 2023 wurden sechsmal mehr KI-Patente aus China angemeldet als aus den USA. Diese Zahlen verdeutlichen die Ambitionen der Volksrepublik, die USA technologisch zu überholen. Doch es geht nicht nur um wirtschaftliche Vorteile – der Wettlauf um die KI-Vorherrschaft ist längst zu einem geopolitischen Machtkampf geworden.
„Was wir aktuell erleben, ist ein Balanceakt zwischen Technologie und Geopolitik“, erklärt Wendy Chang von der Denkfabrik Merics.
„Die USA setzen alles daran, Chinas Fortschritt zu verlangsamen. Doch die chinesischen Konzerne haben bewiesen, dass sie Lücken nutzen können.“
Chinas Methoden: Zwischen Innovation und Kontroverse
Dass China beim Zugang zu Chips und Technologien keine Rücksicht nimmt, zeigt ein Vorfall aus den USA: Ein chinesischer Wissenschaftler wurde angeklagt, weil er über 500 Dateien mit sensiblen Forschungsdaten von Google kopierte und an eine chinesische Firma weiterleitete. „Industriespionage wird nicht toleriert“, kommentierte US-Justizminister Merrick Garland den Fall.
Auch im militärischen Bereich setzt China auf westliche Technologien. Eine Analyse zeigt, dass Forscher der chinesischen Volksbefreiungsarmee den Open-Source-Code von Metas KI-Modell Llama für militärische Zwecke angepasst haben – obwohl dies ausdrücklich gegen die Nutzungsbedingungen verstößt.
Zukunft der KI: Innovation oder Konflikt?
Die Fortschritte Chinas zeigen, wie wichtig KI für die Zukunft der Weltwirtschaft und Sicherheitspolitik ist. Doch die Methoden, mit denen diese Fortschritte erzielt werden, werfen kritische Fragen auf. Werden strengere Sanktionen die chinesische Technologiebranche wirklich stoppen, oder treibt der Druck sie nur weiter zu kreativen Umgehungsstrategien?
Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus könnte die Restriktionen weiter verschärfen. Ein offener Brief des republikanischen Abgeordneten Michael McCaul fordert bereits strengere Kontrollen, um mögliche Schlupflöcher zu schließen.
Das könnte Sie auch interessieren: