30. Januar, 2025

Börse

Chinas KI-Beben: Wie ein Start-up die Tech-Giganten ins Wanken bringt

DeepSeek, ein kaum bekanntes Unternehmen aus China, hat die KI-Branche mit einer revolutionären Innovation erschüttert. Was das für Nvidia, Siemens Energy und Anleger bedeutet, könnte die gesamte Branche verändern.

Chinas KI-Beben: Wie ein Start-up die Tech-Giganten ins Wanken bringt
Das chinesische Start-up DeepSeek behauptet, sein KI-Modell mit nur sechs Millionen Dollar entwickelt zu haben. Sollte dies stimmen, könnten milliardenschwere Investitionen in KI-Infrastruktur überdacht werden. Experten bleiben skeptisch.

Ein Start-up bringt den Riesen zu Fall

Es ist ein Paukenschlag, den niemand hat kommen sehen: Das chinesische Start-up DeepSeek behauptet, mit einem Bruchteil des üblichen Budgets ein KI-Modell entwickelt zu haben, das den Branchenführern aus dem Silicon Valley in nichts nachsteht – oder sie sogar übertrifft. „R1“, so der Name des Algorithmus, könnte das gängige Prinzip „mehr Rechenleistung, bessere Ergebnisse“ über den Haufen werfen. Die Folgen? Ein Kursmassaker bei den westlichen Tech-Giganten.

Nvidia, bislang das unumstrittene Schwergewicht im Bereich KI-Hardware, verlor an einem einzigen Handelstag 18 Prozent seines Wertes – das entspricht sage und schreibe 560 Milliarden Dollar.

Alphabet, Microsoft und andere Unternehmen aus der Hype-Branche mussten ebenfalls schmerzhafte Verluste hinnehmen. Insgesamt wurden an den Märkten Werte in Höhe von 1,5 Billionen Dollar ausgelöscht – das entspricht der Wirtschaftsleistung Spaniens.

Kann KI günstiger und besser sein?

DeepSeek behauptet, „R1“ mit nur sechs Millionen Dollar entwickelt zu haben. Zum Vergleich: Elon Musk hat für sein KI-Projekt „Grok2“ innerhalb von vier Monaten den Supercomputer „Colossus“ mit mehr als 100.000 Nvidia-Chips gebaut – Kostenpunkt mehrere Milliarden Dollar.

DeepSeek setzt angeblich auf handelsübliche Hardware für die Entwicklung seines Modells. Ein revolutionärer Ansatz, der jedoch Fragen aufwirft: Ist es wirklich möglich, ohne Hochleistungs-Chips konkurrenzfähige KI zu entwickeln?

Sollte DeepSeek wirklich bewiesen haben, dass KI auch mit handelsüblicher Hardware entwickelt werden kann, steht die bisherige Strategie der Branche auf der Kippe.

Skepsis bleibt jedoch angebracht: Experten vermuten, dass DeepSeek möglicherweise auf offene Technologien wie Metas Llama-Modell zurückgegriffen hat. Zudem wird bezweifelt, dass das Training tatsächlich ausschließlich mit sogenannter Low-Performance-Hardware durchgeführt wurde. Schließlich unterliegt China strikten Exportverboten für Hochleistungs-Chips aus den USA.

Deutschlands Wirtschaft mitten im Sturm

Auch deutsche Unternehmen blieben von der Schockwelle nicht verschont. Siemens Energy, das als Zulieferer für Rechenzentren ein Profiteur des KI-Booms war, sah seinen Börsenwert um 20 Prozent einbrechen.

Noch schlimmer traf es den US-Anbieter NuScale, dessen Aktie um 27 Prozent nachgab. Es zeigt sich: Wenn die Nachfrage nach teurer KI-Infrastruktur sinkt, leiden nicht nur die Giganten aus dem Silicon Valley, sondern auch deren Zulieferer weltweit.

Quelle: Eulerpool

Was bedeutet das für Anleger?

Noch ist unklar, ob „R1“ der Branche tatsächlich das Fundament entzieht oder lediglich ein weiterer Hype ist. Analysten bleiben vorerst entspannt – viele setzen auf den sogenannten Jevon’s Paradox: Wenn die Kosten für KI sinken, könnte die Nutzung massiv steigen und am Ende sogar noch mehr Investitionen anziehen. Doch das könnte Jahre dauern. Für Anleger bedeutet das vor allem eines: Vorsicht.

Entscheidend wird sein, wie die Tech-Giganten in den kommenden Tagen reagieren. Microsoft und Meta legen diese Woche ihre Quartalszahlen vor und dürften dabei auch Stellung zu ihren milliardenschweren KI-Investitionen beziehen. Sollten sie Kürzungen ankündigen, könnte das den Druck auf die gesamte Branche weiter erhöhen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Varta-Aktie am Boden: Rettung bedeutet das Aus für Investoren
Die finanziell angeschlagene Varta AG hat sich durch einen radikalen Restrukturierungsplan gerettet. Doch für die bisherigen Aktionäre bleibt nichts übrig – ihre Anteile werden wertlos, die Aktien verschwinden bald vom Markt.