15. April, 2025

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Chinas E-Auto-Dominanz zwingt Rivian zum Strategiewechsel

Während chinesische Hersteller mit günstigen E-Modellen den Weltmarkt fluten, ringt Rivian um Anschluss. CEO RJ Scaringe warnt: Ohne politische Unterstützung und mehr Vielfalt droht Amerika den Anschluss zu verlieren.

Chinas E-Auto-Dominanz zwingt Rivian zum Strategiewechsel
Mit einem E-Auto-Anteil von 45 % dominiert China den Weltmarkt, während die USA 2024 bei mageren 8 % stagnieren – ein Rückstand, den Rivian-CEO RJ Scaringe als „systemisch“ bezeichnet.

USA verlieren Boden – Rivian schlägt Alarm

Der Marktanteil von Elektroautos in China liegt bei rund 45 %, in den USA dümpelt er bei acht. Während BYD und Co. längst den Massenmarkt bedienen, ist Elektromobilität in den USA noch immer ein Premiumsegment.

Rivian-Chef RJ Scaringe bringt es auf den Punkt: Der Rückstand ist nicht technischer Natur – sondern politisch und strukturell bedingt.

Warum China die Nase vorn hat

Der chinesische Vorsprung beruht auf einer klaren Strategie: Frühzeitige Förderung durch den Staat, massive Investitionen in Ladeinfrastruktur – und eine konsequente Ausrichtung auf vertikale Integration. Software, Sensorik und Batterietechnik kommen bei Nio, Xpeng und BYD meist aus dem eigenen Haus. Das beschleunigt Innovationszyklen – und senkt Kosten.

Dagegen wirken viele US-Hersteller wie Zulieferer-Bastler: Hardware von A, Software von B, Schnittstellen von C – und alles in einer Plattform, die vor zwei Jahren spezifiziert wurde. Für Scaringe ist klar: Nur wer Technologie intern beherrscht, kann im EV-Zeitalter führen.

Rivians R2: Hoffnungsträger mit Preisetikett

Mit dem neuen R2 will Rivian erstmals ein Fahrzeug unter 50.000 Dollar auf den Markt bringen. Der mittelgroße SUV soll das „Rivian-Erlebnis“ zugänglicher machen – bislang kosten Modelle wie der R1T deutlich über 70.000 Dollar.

Doch Scaringe warnt: Ein einzelnes Modell reicht nicht. China bietet Dutzende EVs für jeden Geschmack und jedes Budget. Die USA? Zwei Teslas – und dann lange nichts.

Volkswagen-Deal: Software-Allianz statt Subvention

In einem bemerkenswerten Schritt hat Rivian kürzlich eine Kooperation mit Volkswagen verkündet. Gemeinsam sollen bis zu 5,8 Milliarden US-Dollar in Softwareentwicklung fließen – Rivians Betriebssystem soll künftig auch in VW-Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen. Ein kluger Schritt, aber auch ein Eingeständnis: Ohne Partnerschaften geht es nicht mehr.

Diese strategische Öffnung zeigt, wie entscheidend Software für die Zukunft der Mobilität ist. Und wie sehr deutsche Konzerne inzwischen auf US-Start-ups angewiesen sind, um technologisch mitzuhalten.

Produktionsausbau im Akkord – aber reicht das?

Die Produktionskapazität des Werks in Illinois soll bald auf 215.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen. In Georgia ist ein Mega-Werk geplant, das ab 2028 weitere 400.000 Einheiten liefern könnte.

Auch neue Modelle wie der kompakte R3 und das sportliche R3X sollen folgen. Doch angesichts von Chinas Output – allein BYD produziert über drei Millionen EVs jährlich – wirkt Rivians Expansionsplan fast defensiv.

Der amerikanische EV-Markt braucht mehr als Tesla

Derzeit gibt es in den USA kaum subventionierte EVs unter 35.000 Dollar, kaum öffentliche Ladeinfrastruktur in ländlichen Regionen und ein fragmentiertes Netz an Anbietern. Die Politik hat das Thema verschlafen – trotz der Milliarden im Inflation Reduction Act. Scaringes Appell zwischen den Zeilen: Wenn die USA die Transformation nicht aktiv gestalten, werden sie sie verlieren.

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