Das dritte Quartal 2023 markiert einen beunruhigenden Tiefpunkt für deutsche Investitionen in China. Mit einem Minus von 2,2 Milliarden Euro erreichten sie den niedrigsten Stand seit sechs Jahren.
Besonders betroffen ist das deutsche Beteiligungskapital, das massive Verluste von 3,9 Milliarden Euro verzeichnete.
Internationale Investitionen in China insgesamt erlebten erstmals seit einem Vierteljahrhundert ein negatives Quartal, was auf verschiedene Faktoren zurückgeführt wird. Die Investitionsbedingungen in China haben sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert, wobei die Kommunistische Partei ihren Einfluss auf die Wirtschaft verstärkt hat.
Sogar Informationsbeschaffung steht mittlerweile potenziell unter Strafe. Einhergehend damit verlangsamten sich das Wirtschaftswachstum und der Konsum, während westliche Länder vermehrt Derisking-Strategien anwendeten, um ihre Abhängigkeiten von der Volksrepublik zu reduzieren.
Auch die reinvestierten Gewinne deutscher Konzerne in China sind rückläufig, wenngleich nicht in dem Ausmaß wie im internationalen Vergleich. Die schwache Wirtschaftslage setzt Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping unter Druck, was sich auch auf dem EU-China-Gipfel zeigte.
Trotz des allgemeinen Rückzugs deutscher Investoren aus China gibt es Ausnahmen. Einige Dax-Konzerne bauen ihre Präsenz in der Volksrepublik sogar aus. Die reinvestierten Gewinne gingen zwar leicht zurück, betrugen jedoch immer noch beachtliche 1,7 Milliarden Euro im dritten Quartal. Die IW-Experten sehen darin einen Anstieg der Diversifizierung des Chinageschäfts im internationalen Vergleich.
Eine Umfrage der deutschen Handelskammer in Peking zeigt, dass 54 Prozent der Unternehmen weiterhin in China investieren wollen. Der Wettbewerb auf diesem Markt bleibt für sie entscheidend. Trotzdem gibt es ein Umdenken in vielen deutschen Unternehmen, und die Investitionsbereitschaft ist im historischen Vergleich niedrig.
China versucht, deutsche Investoren mit einer Charmeoffensive zu halten. Die chinesische Führung hat deutschen Großkonzernen den roten Teppich ausgerollt und die Visumspflicht für Geschäftsleute aufgehoben. Einige Dax-Konzerne erhöhen sogar ihre Investitionen, darunter Mercedes und BMW, die ihre Präsenz in China als entscheidend für ihre Zukunft betrachten.
Trotz eines wachsenden Bewusstseins für die Risiken des Chinageschäfts spiegeln die Handelsdaten den politisch gewünschten Abbau der Abhängigkeiten von der Volksrepublik noch nicht wider. Deutsche Firmen scheinen beim Derisking hinter ihren US-Pendants zurückzubleiben.
Die Unsicherheit über mögliche Lieferkettenverschiebungen und die Schwierigkeiten des Ersatzes chinesischer Vorleistungen könnten Gründe für die bisherige Zurückhaltung sein.
In einem wechselhaften Beziehungsspiel zwischen deutschen Investoren und China setzen einige Großkonzerne auf Expansion, während die allgemeine Unsicherheit deutsche Investoren zu einem vorsichtigen Rückzug aus der Volksrepublik veranlasst.
Die Dynamik dieser Beziehung wird entscheidend sein, um das zukünftige Kapitel der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen zu schreiben.