Der chinesische Aktienmarkt steht laut führenden Wall-Street-Firmen vor schwierigen Zeiten. Strategen von Goldman Sachs und Morgan Stanley haben ihre Prognosen kürzlich herabgestuft und warnen vor einem verlangsamten Wachstum, obwohl Chinas Spitzenpolitiker weiterhin Konjunkturmaßnahmen einführen, um die schwächelnde Wirtschaft anzukurbeln.
Goldman Sachs hat sein Ziel für den MSCI China Index bis Ende 2025 von 84 auf 75 gesenkt, behält jedoch die Übergewichtung der Aktien bei. Dies geschehe aufgrund des Potenzials für ein niedrigeres Gewinnwachstum infolge von US-Zöllen. Der Index notierte am Montag bei etwa 64.
Morgan Stanley visiert derweil ein Ziel von 63 bis Ende des nächsten Jahres an. Noch im Oktober hatte das Unternehmen die Untergewichtung des Index aufgehoben und auf eine verbesserte politische Perspektive verwiesen.
Diese geänderten Aussichten kommen zu einer Zeit, in der das Land Konjunkturmaßnahmen zur Bewältigung anhaltender wirtschaftlicher Herausforderungen, wie dem schwächelnden Immobilienmarkt und der schwachen Verbraucherstimmung, eingeführt hat. Die Analysten zeigten sich zunächst optimistisch nach der ersten Stimulus-Runde im September, was die Bewertungen der chinesischen Aktien anheben ließ. Goldman Sachs erhöhte seine Bewertung auf Overweight, während Morgan Stanley die Einstufung von Underweight auf Neutral anhob.
Händler reagierten prompt, und der MSCI China Index erreichte Ende September seinen höchsten Stand seit über zwei Jahren. Doch seither fiel der Index um 15 %, da Analysten sich fragen, wie viel Stimulus noch möglich ist.
Morgan Stanley-Strategen schrieben in einem Bericht, dass es unwahrscheinlich sei, dass die chinesische Regierung genug fiskalische Anreize vorstreckt, um Konsum und Wohnungsbau im Jahr 2025 zu betreiben, aufgrund von Bedenken bezüglich moralischer Gefahren und eines vorschnellen Übergangs in einen "Wohlfahrtsstaat". Sie erwarten, dass stärkere Gegenwinde für Unternehmensgewinne und Marktbewertungen in den kommenden Monaten eintreten.
Zusätzlich kalkulieren die Analysten Zollrisiken aus Donald Trumps US-Wahlsieg ein. Trump hat weitreichende Zölle vorgeschlagen, darunter erhebliche 60 % Abgaben auf chinesische Waren. Dabei gestehen sie allerdings ein, dass angesichts der noch unbestimmten finalen Umfang der Zölle weiterhin große Unsicherheit besteht.
Goldman Sachs-Analysten ergänzen, dass die Größe, das Profil, der Zeitpunkt der Zölle und die resultierenden politischen Reaktionen Chinas die Situation komplexer und schwerer zu analysieren machen.