Die jüngste Umfrage von BofA Securities zeigt eine bemerkenswerte Verschiebung in den Investitionsentscheidungen globaler Fondsmanager: China hat an Attraktivität gewonnen und Indien verliert. Der chinesische Stimulusplan, den die Regierung jüngst angekündigt hat, belebt die Wachstumserwartungen. In einer beispiellosen Reaktion hat die chinesische Zentralbank die aggressivsten geldpolitischen Unterstützungsmaßnahmen seit Beginn der Pandemie gestartet. Dies hat das Vertrauen der Anleger gestärkt, die zuvor nach Chancen in anderen Märkten Ausschau hielten. Diesmal scheinen sie wieder auf China zu setzen.
Die Kehrseite dieser Entwicklung ist jedoch, dass Indien einen deutlichen Rückgang der Kapitalzuflüsse verzeichnet. Ausländische Investoren haben im Oktober bereits fast 8 Milliarden Dollar aus indischen Aktien abgezogen. Diese Entwicklung könnte den größten Kapitalabfluss seit dem Höhepunkt der Pandemie 2020 markieren. Während Fondsmanager einst eine positive Haltung gegenüber indischen Aktien einnahmen, signalisiert die Umfrage nun eine veränderte Haltung. Ob sie sich nun neutral oder gar negativ positioniert haben, bleibt unklar.
Das Interesse an China wird zusätzlich durch die Sorgen um die hohen Bewertungen im indischen Aktienmarkt genährt. Der Nifty 50 Index hat bereits einen Rückgang von etwa 5% seit seinem Höchststand im September verzeichnet. Gleichzeitig hat Chinas führender Aktienindex den höchsten Stand seit über zwei Jahren erreicht. Laut Trideep Bhattacharya von Edelweiss Asset Management machen die attraktiven Bewertungen zusammen mit den Stimulus-Bemühungen China zu einem begehrten Ziel für Investitionen.
Interessant ist der Vergleich der Bewertungen: Indiens 12-Monats-Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt bei 24, was rund 23% über dem 10-Jahres-Durchschnitt liegt. Demgegenüber liegt das Verhältnis für China bei 10,7 und damit 7% unter dem langfristigen Durchschnitt. Diese Unterschiede unterstreichen die derzeitige Neuausrichtung der Investoren auf dem globalen Aktienmarkt.