Ein Schulterschluss mit Ansage
Während Washington über neue Sanktionen sinniert, setzt Peking auf Umarmung. In der ersten Reihe: Tim Cook (Apple), Oliver Zipse (BMW), Ola Källenius (Mercedes-Benz), Roland Busch (Siemens).
Vor ihnen spricht Chinas Premier Li Qiang über Freihandel, Planbarkeit und gegenseitige Abhängigkeit. Die Botschaft ist eindeutig: Wer raus aus der Krise will, soll sich an China halten – nicht an die USA.
Zölle, Blockaden, Subventionen – die neue Normalität
Die wirtschaftliche Weltordnung ist im Umbruch. Handelsbarrieren nehmen zu, politische Risiken auch. Europa und die USA versuchen, sich gegen chinesische Dominanz abzusichern. China wiederum sucht gezielt die Lücken, die die geopolitische Neuordnung hinterlässt – mit Charmeoffensive und geopolitischem Kalkül.
Die EU-Zölle auf chinesische E-Autos haben die Stimmung zusätzlich belastet. BMW und Mercedes-Benz ziehen vor Gericht. Beide CEOs machten in Peking unmissverständlich klar, dass sie offene Märkte statt protektionistischer Politik wollen – auch, wenn das gegen die eigene Regierung geht. Zipse warnte vor "Investitionsunsicherheit", Källenius sprach von "verlorenen Chancen durch Handelsbarrieren".
Ein Markt mit 1,4 Milliarden Kunden – der Reiz bleibt
Trotz schwächelnder Konjunktur bleibt China für westliche Unternehmen enorm relevant. Allein der chinesische Automarkt ist größer als der der USA und Europas zusammen.
Auch im Technologiesektor führt kein Weg an Peking vorbei. Apples iPhone-Absatz hängt ebenso von chinesischer Nachfrage ab wie der Export deutscher Maschinen und Fahrzeuge. Siemens-Chef Busch lobte „Effizienz und Hightech“ – und verwies auf KI-Projekte chinesischer Anbieter als Innovationsmaßstab.

Weniger Ideologie, mehr Business
Auffällig ist der Ton: Während westliche Regierungen zunehmend sicherheitspolitisch argumentieren, sprechen die Unternehmen in Peking eine andere Sprache. „Kooperation“, „Marktzugang“, „Planungssicherheit“. Ideologische Spannungen werden höflich ignoriert.
Stattdessen dominiert wirtschaftliche Vernunft. China – das wird auf dem Forum klar – wird von CEOs nicht als Gegner betrachtet, sondern als unverzichtbarer Partner.
Abstieg der USA – Aufstieg Chinas?
Das China Development Forum war lange von Amerikanern geprägt. In diesem Jahr dominierte Europa. Martin Sorrell, Chef der britischen Agentur S4 Capital, bringt es auf den Punkt:
„Früher gaben die USA hier den Ton an, heute ist das anders.“
Die Abwesenheit hochrangiger US-Vertreter ist mehr als nur symbolisch. Chinas Regierung nutzt den Moment – und schickt Signale: Wir sind offen für Geschäfte. Wer sich abschottet, verliert.
Wirtschaft vor Moral? Eine heikle Balance
Es ist ein stilles Kräftemessen – nicht zwischen Staaten, sondern zwischen politischen und wirtschaftlichen Prioritäten. Westliche Regierungen sehen China zunehmend kritisch: Spionage, Menschenrechte, strategische Abhängigkeit. Unternehmen hingegen bleiben pragmatisch. Sie folgen dem Markt, nicht der Moral. Die Grenzen dieser Haltung werden sich zeigen – spätestens dann, wenn politische Risiken zu wirtschaftlichen Verlusten werden.
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