27. November, 2024

Wirtschaft

China schwächelt: Wachstumsziel verfehlt – Immobilienkrise belastet die Wirtschaft

Die chinesische Wirtschaft verzeichnet das schwächste Wachstum seit anderthalb Jahren. Externe Herausforderungen und die Immobilienkrise belasten die Erholung nach der Pandemie.

China schwächelt: Wachstumsziel verfehlt – Immobilienkrise belastet die Wirtschaft
Mit einem Wachstum von 4,6 Prozent im dritten Quartal 2024 bleibt China hinter dem offiziellen Ziel von fünf Prozent zurück – das schwächste Wachstum seit anderthalb Jahren.

Die chinesische Wirtschaft, einst Motor des globalen Wachstums, schwächelt. Im dritten Quartal 2024 wuchs die Volkswirtschaft um nur 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Nationale Statistikamt am Freitag bekanntgab. Damit verfehlt China sein offiziell ausgegebenes Wachstumsziel von fünf Prozent und verzeichnet das schwächste Wachstum seit anderthalb Jahren.

Angesichts eines „komplizierten und schwerwiegenden externen Umfelds“ sowie „neuer Probleme bei der inländischen wirtschaftlichen Entwicklung“ steckt die chinesische Konjunktur in einer schwierigen Phase.

Besonders die anhaltende Immobilienkrise belastet die Wirtschaft stark und lässt den inländischen Konsum schwächeln. Diese Faktoren werfen ernsthafte Zweifel auf, ob China sein Wachstumsziel für das Jahr 2024 erreichen kann.

Chinas schwaches Wachstum: Ursachen und Konsequenzen

Nachdem die strikten Corona-Maßnahmen aufgehoben wurden, hoffte man auf eine schnelle Erholung der chinesischen Wirtschaft. Doch diese bleibt bisher aus. Die Wirtschaftsleistung verlangsamt sich: Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal noch um 5,3 Prozent stieg, fiel das Wachstum im zweiten Quartal bereits auf 4,7 Prozent. Im dritten Quartal sank es nun auf 4,6 Prozent.

Chinas Immobilienmarkt steckt in einer tiefen Krise, die das Vertrauen der Verbraucher schwächt und den privaten Konsum massiv bremst – ein großer Hemmschuh für die wirtschaftliche Erholung.

Besonders schwer wiegt die Krise im chinesischen Immobiliensektor. Große Immobilienunternehmen wie Evergrande kämpfen ums Überleben, und der gesamte Sektor erlebt einen dramatischen Einbruch. Da viele chinesische Haushalte einen Großteil ihres Vermögens in Immobilien angelegt haben, schwächt die Krise nicht nur den Bausektor, sondern auch den Konsum.

Immobilienkrise als Wachstumsbremse

Die Immobilienkrise zieht sich wie ein roter Faden durch Chinas wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Sektor, der jahrzehntelang einer der wichtigsten Wachstumsmotoren war, steht nun still. Große Immobilienprojekte wurden gestoppt, Investitionen bleiben aus, und das Vertrauen der Verbraucher in den Markt ist erschüttert. Die sinkende Nachfrage nach Immobilien drückt die Preise und trifft damit viele Familien, die ihr Erspartes in Wohnungen und Häuser investiert haben.


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Diese Unsicherheit trägt dazu bei, dass auch der Konsum stark nachgelassen hat. Der private Konsum, der eine zentrale Rolle für das Wachstum spielen sollte, bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück. Experten betonen, dass die Erholung der chinesischen Wirtschaft von einer Stabilisierung des Immobilienmarkts abhängt.

Externe Faktoren: Handelskonflikte und geopolitische Spannungen

Neben den internen Problemen kämpft China auch mit externen Herausforderungen. Handelskonflikte, insbesondere mit den USA, sowie geopolitische Spannungen, belasten die Exportwirtschaft. Viele der weltweit größten Volkswirtschaften haben in den letzten Jahren eine zunehmend protektionistische Handelspolitik eingeschlagen, was den freien Handel behindert und Chinas Exporteinschränkungen verschärft.

Chinas verlangsamtes Wachstum könnte weltweit spürbare Folgen haben, insbesondere für Rohstoffmärkte und Handelspartner, die stark von der chinesischen Nachfrage abhängen.

Auch die Unsicherheiten in globalen Lieferketten wirken sich negativ auf Chinas Wirtschaft aus. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten sein können, und viele Länder haben begonnen, ihre Abhängigkeit von chinesischen Produkten zu reduzieren. Das hat das Wachstum der chinesischen Exportwirtschaft weiter gedämpft.

Konjunkturprogramme: Rettungsanker oder Tropfen auf den heißen Stein?

Die chinesische Regierung hat bereits einige Maßnahmen ergriffen, um die Wirtschaft zu stützen. Dazu zählen unter anderem staatlich finanzierte Konsumanreize und Hilfspakete für die angeschlagene Immobilienbranche. Doch viele Ökonomen halten diese Maßnahmen für unzureichend. Es wird erwartet, dass China ein noch umfassenderes Konjunkturprogramm auflegen muss, um das gesetzte Wachstumsziel von fünf Prozent für das Jahr 2024 zu erreichen.


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Ein robustes Konjunkturprogramm könnte den Konsum stärken und den Immobiliensektor stabilisieren, doch die bisherigen Maßnahmen scheinen noch nicht ausgereicht zu haben. Die Regierung hat bereits Steuererleichterungen und Investitionen in Infrastruktur angekündigt, doch der Umfang dieser Programme wird von Experten als zu gering bewertet.

Internationale Auswirkungen: Warum die Welt auf Chinas Wirtschaft schaut

Die wirtschaftliche Verlangsamung in China hat weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft. Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt spielt China eine Schlüsselrolle im globalen Handel. Ein Rückgang des chinesischen Wachstums könnte sich negativ auf die Rohstoffmärkte auswirken, da China einer der größten Abnehmer von Rohstoffen wie Kupfer, Eisenerz und Öl ist.

Auch für Länder, die stark vom Handel mit China abhängig sind, könnte das schwache Wachstum spürbare Auswirkungen haben. Besonders Länder in Asien, die im Rahmen der Belt-and-Road-Initiative eng mit China verknüpft sind, könnten von einer anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche betroffen sein.