Chinesische Behörden haben das umfangreichste fiskalische Paket seit Jahren vorgestellt, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die Maßnahmen wurden im Zuge der anhaltenden Handelsstreitigkeiten und neuer Drohungen durch US-Präsident Donald Trump eingeführt. Das lang erwartete Maßnahmenpaket im Umfang von zehn Billionen Renminbi (1,4 Billionen US-Dollar) zielt darauf ab, die Milliarden von Dollar schweren Schulden der lokalen Regierungen zu reduzieren, die das Wachstum belasten. Investoren hatten jedoch gehofft, es würde auch den privaten Konsum unterstützen und dem nachlassenden Immobiliensektor entgegenwirken, was jedoch ausblieb. Der am Montag an der Hongkonger Börse notierte Hang Seng China Enterprises Index sank um 1,4 Prozent. Experten zweifeln, ob Chinas Maßnahmen ausreichen werden, um der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt entscheidende Wachstumsimpulse zu verleihen, insbesondere falls chinesische Exporte nächstes Jahr höheren US-Zöllen unterliegen. Die Umstrukturierung lokaler Schulden bleibt fraglich. Chinas Finanzminister Lan Fo'an kündigte am Freitag umfangreiche Pläne zur Umstrukturierung der sogenannten „versteckten“ Schulden der lokalen Regierungen an. Diese Schulden sind oft in bilanzunabhängigen Finanzvehikeln versteckt, die regionale Verwaltungen zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten nutzen. Lokale Regierungen dürfen unter dem Programm neue Anleihen im Umfang von sechs Billionen Renminbi über drei Jahre ausgeben und vier Billionen Renminbi aus zuvor angekündigten Anleihen über die nächsten fünf Jahre umschichten. Weitere Maßnahmen, wie die Rekapitalisierung großer Banken und der Kauf unvollendeter Bauvorhaben, werden laut Lan geprüft. Dank ihrer zentralen Rolle im Wirtschaftssystem Chinas und aufgrund der zögerlichen Verschuldungsbereitschaft der Zentralregierung, sind lokale Regierungen essenziell für regionale Investitionen. Für Finanzierungen in Bereichen wie Immobilien, Infrastruktur und Technologie nutzen viele von ihnen lokale Finanzierungsvehikel (LGFV). Die zunehmende Verschuldung wird allerdings zunehmend zur Last, da viele dieser Investitionen, etwa in der Provinz Guizhou, hochriskant und wenig rentabel sind. Dies führte zu verschlechterten Staatsfinanzen und beeinträchtigte das Wachstum. Ein Reorganisationsprogramm soll es nun ermöglichen, die LGFV-Schulden in langfristigere und zinsgünstigere Verbindlichkeiten umzuwandeln. Diese Umschuldung könnte Zinszahlungen in Höhe von 600 Milliarden Renminbi über fünf Jahre einsparen. Nach Angaben des Finanzministeriums soll der Berg der versteckten LGFV-Schulden bis 2028 auf etwa zwei Billionen Renminbi reduziert werden. Unabhängige Schätzungen gehen von bis zu 60 Billionen Renminbi an Verbindlichkeiten aus. Ren Tao, Forscher am Shanghai Institution for Finance and Development, betont, dass lokale Regierungen trotz der Umstrukturierung stark verschuldet bleiben werden, da die Zentralregierung nicht zur Tilgung beiträgt. Verzögerungen in einigen Provinzen sind zu erwarten. Der Internationale Währungsfonds warnte letztes Jahr, dass ein Drittel der LGFV „wirtschaftlich unrentabel“ ist. Eine tiefgreifendere Umschuldung inklusive Abschreibungen sei erforderlich. Nomuras China-Chefökonom Ting Lu fordert daher strengere Haushaltsvorschriften zur Disziplinierung der lokalen Regierungsverschuldung in Peking. Analysten sind jedoch überzeugt, dass die Umschuldung kein Wachstumsschub ist, da keine zusätzlichen Mittel in die Wirtschaft fließen. Ökonomen spekulieren, dass sich Peking fiskalische Reserven aufhebt, um auf Trumps Zölle reagieren zu können. Jacqueline Rong, China-Ökonomin bei BNP Paribas, meint, dass alle expansiven Politiken abwartend beschlossen werden müssen.