China hat eine deutliche, wenn auch nicht unerwartete Ansage gemacht: Der Gebrauch von US-amerikanischen Chips soll beendet werden. Vier große, von der Regierung unterstützte Branchenverbände, die einen Großteil der chinesischen Halbleiternachfrage vertreten, haben ihre Mitgliedsunternehmen aufgefordert, den Kauf von amerikanischem Silizium zu überdenken. Sie wiesen darauf hin, dass US-Chips 'nicht mehr sicher oder zuverlässig' seien. Die Empfehlung der Verbände kommt zu einer Zeit angespannter gegenseitiger Maßnahmen zwischen Peking und Washington im Bereich der Schlüsseltechnologie. Diese komplexe Wechselwirkung hat den intensiver werdenden Wettbewerb offengelegt und befeuert den Aufbau zunehmend getrennter internationaler Lieferketten. In einer bemerkenswert schnellen Reaktion untersagte China die Lieferung wichtiger Mineralien und Metalle in die USA – nur wenige Stunden nachdem US-amerikanische Beamte neue Exportkontrollen angekündigt hatten, die Chinas Fähigkeit zur Herstellung fortschrittlicher Chips einschränken sollen. Als Antwort darauf stoppte Peking den Export von Gallium, Germanium, Antimon und Superhartstoffen sowie von Graphit in die USA. Diese Entwicklung signalisiert Chinas neue Bereitschaft, sich direkt den US-Bemühungen zur Abschottung vom Zugang zu fortschrittlicher Technologie entgegenzustellen. Chinas Maßnahmen gegen Materialien für die Halbleiter- und Militärtechnik werden für das US-Verteidigungsministerium sowie für amerikanische Unternehmen, die bereits nach alternativen Lieferanten suchen, um Engpässe in Peking kontrollierten Lieferketten auszugleichen, unangenehm sein. China ist der Weltmarktführer bei der Versorgung mit Gallium und Germanium. Eine vollständige Exportblockade dieser Materialien könnte laut eines Berichts des US Geological Survey das US-Bruttoinlandsprodukt um 3,4 Milliarden US-Dollar senken. Das verstärkte Bestreben, US-Chips zu ersetzen, könnte sich auf eine Vielzahl amerikanischer Halbleiterunternehmen auswirken. Ein europäischer Chip-Designer berichtet, dass er Anfragen von besorgten chinesischen Kunden erhalten habe, die sichergehen wollten, dass man kein amerikanisches Unternehmen sei. 'Zum ersten Mal wird von privaten Unternehmen verlangt, US-Chips zu boykottieren,' sagte er. 'Es ist zwar kein direkter Befehl, jedoch wird es eine abschreckende Wirkung haben.' Trotzdem bleiben US-Investoren weitgehend gelassen. Lin Qingyuan von Bernstein erklärt, dass in nahe- und mittelfristiger Zukunft keine Sorgen bestehen müssten. 'Wäre China bereits in der Lage, auf US-Chips zu verzichten, hätten sie es schon getan.' Die Regierung treibt die Eigenständigkeitsbestrebungen weiter voran, wobei sogar auf fremdländische Unternehmen umgestellt wird. So präsentierte der deutsche Automobilzulieferer Bosch zuletzt in Peking eine 'lokalisierte Chip-Lösung'. Chinas staatliches Stromnetz demonstrierte stolz elektrische Geräte mit chinesischen Prozessoren. Analysten betonen, dass es zu früh sei, um die Auswirkungen neuer US-Kontrollen auf die chinesische Chipindustrie zu beurteilen. Chinesische Unternehmen haben erhebliche Fortschritte bei der Ersetzung amerikanischer Werkzeuge gemacht, was die Entwicklung einer robusteren Lieferkette über die Jahre unterstützt hat.