Die neuesten Inflationsdaten aus China könnten zu keinem spannenderen Zeitpunkt für die weltweiten Rentenmärkte erscheinen. Investoren blicken mit Argusaugen auf steigende Langfristzinsen, da sie annehmen, dass die hartnäckige Inflation die US-Notenbank und andere Zentralbanken dazu zwingen wird, ihre Zinssenkungspläne zu überdenken oder sogar einzustellen.
Ein Blick nach Europa zeigt, dass der 30-jährige britische Staatsanleihenzins auf dem höchsten Stand seit 1998 liegt. In den USA nähert sich der 30-jährige Treasury-Zins der Marke von 5%. Gleichzeitig verzeichnet die 'Term-Prämie', also der Risikozuschlag für langfristige Staatsanleihen gegenüber kurzfristigen, den höchsten Wert seit einem Jahrzehnt.
Sollte all dies ein Ausdruck der Furcht der Investoren sein, dass die Inflation nicht kontrolliert wird und Zentralbanken die Kontrolle über die langfristige Zinskurve verlieren, sollten die Entscheidungsträger alarmiert sein. Dennoch zeigt sich Fed-Gouverneur Christopher Waller gelassen und hält daran fest, dass die Inflation auf das 2%-Ziel der Fed sinken wird, was Raum für weitere Zinssenkungen schafft. Allerdings hat das jüngste Fed-Protokoll Bedenken insbesondere zur geplanten Politik der kommenden Trump-Administration gezeigt.
In den Geldmärkten sind nur 40 Basispunkte Zinssenkungen der Fed für dieses Jahr eingepreist, während der jährliche Anstieg der Ölpreise den höchsten Wert seit sechs Monaten erreicht hat. Die Inflationsängste der Investoren nehmen zu.
China hingegen bildet die Ausnahme und kämpft gegen Deflation. Laut Jim Bianco von Bianco Research verzeichnet das chinesische Rentenmarktumfeld als einziges weltweit sinkende Renditen. Seit Oktober 2022 ist die jährliche Erzeugerpreisinflation monatlich negativ, was auf dauerhafte deflationäre Tendenzen hinweist. Die jährliche Verbraucherpreisinflation nähert sich der Nullmarke und hat seit fast zwei Jahren nicht mehr die 1%-Schwelle überschritten.
Die Inflationszahlen für Chinas Produzenten- und Verbraucherpreise im Dezember werden am Donnerstag erwartet. Prognosen zufolge soll die jährliche Erzeugerpreisinflation von -2,5% im November leicht auf -2,4% steigen, während die jährliche Verbraucherpreisinflation von 0,2% auf 0,1% zurückgehen soll.
In diesem Umfeld erreichen chinesische Anleiherenditen historische Tiefststände. Die 30-jährige Rendite liegt bereits unter der vergleichbaren japanischen, und die 10-jährige chinesische Rendite nähert sich dem Niveau unterhalb der 10-jährigen japanischen Anleihe.
Analysten von HSBC haben ihre Jahresendprognose für die 10-jährige chinesische Rendite von 1,8% auf 1,2% gesenkt.