24. September, 2024

Märkte

China im Handelskrieg mit Schwellenländern: Immer mehr Zölle auf chinesische Exporte

China im Handelskrieg mit Schwellenländern: Immer mehr Zölle auf chinesische Exporte

China sieht sich mit einer Welle von Zöllen in Schwellenländern konfrontiert, die darauf abzielen, den Exportboom des Landes zu bremsen. Dies erschwert Pekings Bemühungen, Märkte außerhalb des zunehmend feindseligen Westens zu erschließen.

US- und EU-Pläne zur Einführung höherer Abgaben auf diverse Produkte hatten bereits für Unmut gesorgt, ebenso wie Kanadas Ankündigung, Zölle auf Elektrofahrzeuge und Stahlimporte zu erheben. Nun folgen auch viele Entwicklungsländer dem Beispiel, meistens diskret, aber dennoch wirkungsvoll.

Diese Länder nutzen Zölle jedoch auch, um China zu direkten Investitionen in ihre Grenzen zu zwingen und ihren eigenen Produktionsstandorten einen Platz im globalen Wettlauf um Elektroautos zu sichern. Brasilien und die Türkei haben in diesem Jahr Einfuhrzölle auf Elektrofahrzeuge eingeführt, um den lokalen Bau von BYD-Werken zu erzwingen.

Der Anstieg der chinesischen Direktinvestitionen in neue Auslandprojekte erreichte im vergangenen Jahr laut fDi Markets, einem Dienst der Financial Times, ein Rekordniveau von über 160 Milliarden Dollar. "Jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben", so Colin McKerracher von BloombergNEF. "Eine Möglichkeit ist zu sagen: Baut lokal oder zahlt Zölle."

Seit dem Einbruch der chinesischen Wirtschaft hat sich das Land verstärkt auf Exporte konzentriert, was wiederum Gegenmaßnahmen in Form von Zöllen in Schwellenländern auslöste. Brasilien hat Stahlzölle erhöht, während Südafrika Abgaben auf Solarpanele und andere Länder, wie Indonesien und Thailand, ähnliche Maßnahmen ergriffen haben. Kyle Chan von der Princeton Universität betont, dass China Investitionen in ausländische Produktionsstätten als Strategie nutzen könnte, um den Rückgang der Belt and Road Initiative zu kompensieren.

Besonders im Bereich der Elektrofahrzeuge nutzen Schwellenländer die chinesische Technologieführerschaft im Niedrigkostenbereich. BYD hat sich verpflichten, ein Werk in Brasilien zu errichten, nachdem Zölle auf Importe erhöht wurden. Auch in der Türkei wird BYD eine Produktionsstätte bauen, was politischen Rückhalt von Präsident Recep Tayyip Erdoğan bekam.

Parallel dazu realisiert BYD ein Werk in Thailand und hebt die Bedeutung ausländischer Direktinvestitionen für die Industrialisierung hervor, wie Tu Xinquan von der Universität Peking betont. Während China europäische und US-amerikanische "Protektionismus" scharf kritisiert, bleibt der Ton gegenüber Entwicklungsländern diplomatisch.

Das Exportwachstum Chinas setzt weltweit Märkte unter Druck, und die Zollstatistik zeigt ein fast neunprozentiges Jahr-zu-Jahr-Wachstum im August, insbesondere in lateinamerikanischen und ASEAN-Ländern. Forscher schätzen, dass China durch erhöhte Ausfuhren potenziell eine Nachfrage von 360 Milliarden Dollar in Schwellenländern verpasst hat.

Die politischen Herausforderungen, die mit Produktionsverlagerungen verbunden sind, bleiben ein heikles Thema, insbesondere in Zusammenhang mit geplanten US-Zöllen auf chinesische Produkte aus südostasiatischen Ländern. Mexiko könnte ebenso Schwierigkeiten haben, da angekündigt wird, dass Einrichtungen von BYD ins Visier der US-Politik geraten.