Die Entscheidung der People’s Bank of China, den Ankauf von Staatsanleihen vorübergehend einzustellen, hat in den vergangenen Tagen international hohe Wellen geschlagen.
Mit dieser Maßnahme will die Regierung in Peking ein deutliches Zeichen gegen die zunehmenden Verwerfungen an den heimischen Kapitalmärkten setzen.
Ziel ist es, die Anleger aus ihrer Sicherheitsstrategie zu lösen, die sich zunehmend auf Staatsbonds konzentriert, und den seit Monaten anhaltenden Abwärtstrend bei Renditen und Aktienkursen zu stoppen.
Historische Tiefstände bei Anleiherenditen
Die Renditen zehnjähriger chinesischer Staatsanleihen erreichten Anfang Januar mit 1,60 Prozent ein Rekordtief. Zum Vergleich: Noch im letzten Sommer lag der Wert bei rund 2,5 Prozent.
Für ein Land wie China, das auf ein stabiles Wirtschaftswachstum und das Vertrauen internationaler Investoren angewiesen ist, stellt dieser Rückgang ein gravierendes Signal dar.
Die Ursachen dafür sind vielschichtig: Eine schwächelnde Binnennachfrage, stagnierende Exporte und die schleppende Erholung des Immobilienmarkts haben das Vertrauen in die Volkswirtschaft deutlich untergraben. Zudem ist der chinesische Leitindex CSI 300 seit Jahresbeginn bereits um über fünf Prozent gefallen.
Furcht vor einer japanischen Dauerkrise
Ökonomen ziehen bereits Parallelen zur sogenannten „verlorenen Dekade“ Japans, in der das Land nach dem Platzen seiner Immobilienblase in eine langjährige Stagnation rutschte.
Ein ähnliches Szenario könnte nun auch China drohen, warnt Gerd Wiesheu, Vorstand des Bankhauses Metzler: „Die strukturellen Probleme sind vergleichbar, und ohne tiefgreifende Reformen wird die Gefahr einer anhaltenden Lähmung immer größer.“
Verschuldung und politische Unsicherheit
Ein zusätzlicher Belastungsfaktor ist die hohe Verschuldung der Kommunen und Unternehmen. Trotz bereits angekündigter fiskalpolitischer Lockerungen sehen Experten wie Paulo Salazar von Candriam darin ein erhebliches Risiko: „Die fiskalischen und monetären Maßnahmen müssen massiv ausgebaut werden, um eine nachhaltige Erholung zu ermöglichen.“
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Auch geopolitische Spannungen, wie die Drohung neuer Zölle durch die künftige Trump-Regierung, schüren die Unsicherheit. Sollte es zu Handelsrestriktionen kommen, wäre Chinas Exportwirtschaft massiv betroffen.
Ein Schritt nach vorne oder nur ein Strohfeuer?
Die Aussetzung der Staatsanleihekäufe mag kurzfristig für etwas Stabilität sorgen, doch viele Fachleute zweifeln an der langfristigen Wirksamkeit dieser Maßnahme. Ohne grundlegende strukturelle Reformen, insbesondere im Bankensektor und bei der Stärkung des Konsums, könnte Chinas Wirtschaft auf Dauer anfällig bleiben.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Peking den politischen Willen und die nötige Entschlossenheit aufbringt, um die Weichen für eine nachhaltige wirtschaftliche Stabilisierung zu stellen – oder ob die Volksrepublik in eine langjährige Krise abzurutschen droht.