21. Januar, 2025

Wirtschaft

China greift an: Die deutsche Industrie im Überlebenskampf

Pekings neue Wirtschaftsstrategie bedroht das Herz der deutschen Wirtschaft. Eine Studie zeigt, wie China zum ernsthaften Konkurrenten wird – und welche Maßnahmen Deutschland ergreifen muss, um den drohenden Verlust von Millionen Arbeitsplätzen zu verhindern.

China greift an: Die deutsche Industrie im Überlebenskampf
Um die Abhängigkeit von Exporten zu reduzieren, muss Deutschland seinen Binnenkonsum stärken – eine Herausforderung für die Ampelkoalition.

Chinas Angriff auf Deutschlands Kernsektoren

Der erste „China-Schock“ nach dem Beitritt der Volksrepublik zur Welthandelsorganisation (WTO) 2001 ging an Deutschland weitgehend vorbei.

Chinas Fokus lag damals auf Exporten von Unterhaltungselektronik, Möbeln und Haushaltsgeräten – Produkte, die kaum mit den Flaggschiffindustrien Deutschlands konkurrierten. Doch das hat sich grundlegend geändert.

Heute trifft Deutschland der zweite „China-Schock“ mit voller Wucht. Laut einer neuen Studie des Centre for European Reform (CER) exportiert China inzwischen Güter, die direkt mit den Exportschlagern Deutschlands konkurrieren – von Autos bis zu umweltfreundlichen Produktionsgütern. Millionen Arbeitsplätze in der deutschen Exportindustrie stehen auf dem Spiel.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache

Chinas Exportüberschuss erreichte 2024 fast eine Billion Dollar – ein Rekord. Besonders alarmierend: Die Volksrepublik exportiert heute netto viermal so viele Autos wie Deutschland.

Sollten die USA weitreichende Zölle gegen China einführen, könnte dies den europäischen Markt mit weiteren Überkapazitäten überfluten.

Während Chinas Autoproduktion boomt, fällt Deutschlands Autoexportüberschuss auf den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt. Auch in der „grünen“ Industrie setzen chinesische Überkapazitäten die deutsche Wirtschaft unter Druck.

Laut der Studie hat China durch staatliche Subventionen Produktionskapazitäten geschaffen, die die heimische Nachfrage bei weitem übersteigen. Ziel dieser Strategie: Mit günstigen Preisen globale Märkte zu erobern und Konkurrenten auszustechen.

Warum Deutschland besonders leidet

Während Chinas Exportindustrien florieren, zeigt sich die deutsche Industrie zunehmend geschwächt. Seit fünf Jahren stagniert die Industrieproduktion hierzulande.

Angesichts der Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes – es macht rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und sichert 5,5 Millionen Arbeitsplätze – ist diese Entwicklung besorgniserregend.

Besonders gefährlich wird die Situation, wenn Länder wie die USA ihre Märkte mit Zöllen gegen China abschotten. Dies könnte dazu führen, dass noch mehr chinesische Überkapazitäten den europäischen Markt überschwemmen.

China exportiert inzwischen netto viermal so viele Autos wie Deutschland – ein Ergebnis gezielter Subventionspolitik.

Chinas Strategie: Subventionen und Überproduktion

Chinas „Made in China 2025“-Strategie zeigt mittlerweile Wirkung. Die Regierung in Peking investiert massiv in strategische Sektoren wie Elektromobilität, erneuerbare Energien und Halbleiter.

Die Zahlen sind beeindruckend: Allein bei Elektrofahrzeugen ist China von einem Nettoimporteur zum weltweit führenden Exporteur aufgestiegen.

Auch deutsche Firmen spüren die Auswirkungen. „Wir haben keine Chance, mit den Niedrigpreisen der chinesischen Konkurrenz mitzuhalten“, sagt ein Geschäftsführer eines mittelständischen Maschinenbauers, der anonym bleiben möchte.

Forderung nach einem radikalen Kurswechsel

Die Autoren der Studie fordern von der deutschen Regierung Maßnahmen, die einem Paradigmenwechsel gleichkommen würden:

  1. Zollschranken und Subventionen: Deutschland müsse sich innerhalb der EU für WTO-konforme Zölle auf stark subventionierte chinesische Produkte einsetzen.
  2. Buy-European-Strategien: Europäische Schlüsselindustrien sollen gezielt gefördert und durch lokale Beschaffung gestärkt werden.
  3. Stärkere Binnenwirtschaft: Deutschland müsse seine Abhängigkeit von Exporten verringern und stärker auf Binnenkonsum setzen – auch wenn dies höhere Staatsausgaben und höhere Löhne erfordert.
  4. Einheitliche EU-Industriepolitik: Die Bundesregierung solle eine Führungsrolle bei der Entwicklung einer europäischen Industriepolitik übernehmen, um die Abhängigkeit von chinesischen Importen zu reduzieren.

Trump als Brandbeschleuniger?

Die Wiederwahl von Donald Trump könnte die Situation zusätzlich verschärfen. Der neue alte Präsident hat bereits signalisiert, weitreichende Zölle gegen China zu verhängen. Dies würde vermutlich dazu führen, dass chinesische Überkapazitäten noch stärker auf den europäischen Markt abgelenkt werden.


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„Europa darf nicht zur Resterampe für chinesische Exporte werden“, mahnt Außenministerin Annalena Baerbock. Doch die deutsche Politik hat sich bislang gegen schärfere Maßnahmen gesträubt – ein Fehler, wie die Autoren der Studie betonen.

Deutschlands verpasste Chancen

Während Chinas Exporte auf Rekordniveau steigen, stagniert die deutsche Handelsbilanz bei grünen Technologien. Das liegt auch daran, dass chinesische Produkte den Markt mit Dumpingpreisen überschwemmen, während europäische Hersteller nur begrenzten Zugang zum chinesischen Markt haben.

Die Bundesregierung hat es versäumt, ihre Industriepolitik auf die neue Realität auszurichten. Stattdessen setzt man weiter auf das Erfolgsmodell vergangener Jahrzehnte, das jedoch angesichts der aggressiven chinesischen Konkurrenz nicht mehr funktioniert.