Analysten warnen, dass China derzeit in einer deflationären Spirale gefangen ist. Diese könnte die längste Phase von Preisrückgängen seit den 1960er Jahren darstellen – eine Schwäche, die zuvor durch Wachstumssteigerungen zum Jahresende kaschiert wurde. Für das Jahr 2024 wird erwartet, dass sich die Deflation im zweiten Jahr in Folge festsetzt. Führende Wall-Street-Banken wie JPMorgan Chase und Citigroup prognostizieren sogar, dass dieser Trend bis ins Jahr 2025 anhalten könnte. Der Wirtschaftsabschwung, der im Zusammenhang mit dem Ende von Mao Zedongs 'Großem Sprung nach vorn' gebracht wird, könnte China erneut vor immense Herausforderungen stellen. Obwohl Chinas Wirtschaft im letzten Quartal in realen Zahlen gewachsen ist, wird der BIP-Deflator, der breiteste Indikator für Preisveränderungen, laut einer Umfrage von Bloomberg bis 2025 auf minus 0,2 % fallen – ein starker Kontrast zu den durchschnittlichen 3,4 % vor der Pandemie. Einer der entscheidenden Faktoren für Chinas wirtschaftliche Lähmung ist laut dem Ökonomen Frederic Neumann von HSBC die Notwendigkeit umfangreicher fiskalischer Stimuli. Die Herausforderungen könnten durch einen drohenden Handelskrieg mit den USA verschärft werden, besonders wenn Donald Trump mit hohen Zöllen droht. Das Land leidet unter einer Immobilienkrise, die schätzungsweise 18 Billionen Dollar Haushaltsvermögen vernichtet hat und die Menschen dazu veranlasst hat, mehr zu sparen als auszugeben. Die chinesische Wirtschaft hat zwar von einem Anstieg der Exportzahlen sowie einer Erholung der Einzelhandelsausgaben profitiert, kämpft aber dennoch mit einem Missverhältnis zwischen Produktion und Nachfrage. Ökonomen prognostizieren für 2024 ein reales Wirtschaftswachstum von 4,9 %– angetrieben durch staatliche Stimuli. Doch trotz der positiven Konjunktursignale, wie einer Verbesserung im Immobilien- und Einzelhandelssektor, bleibt die wirtschaftliche Lage insgesamt angespannt. Chinas Verwaltung bleibt jedoch bislang zurückhaltend in der Bekämpfung von Deflation, obwohl expansive Maßnahmen wie eine Vergrößerung des Haushaltsdefizits und Zinssenkungen geplant sind. Ein strukturelles Problem bleibt die Bereitschaft chinesischer Unternehmen, den Output auch bei niedriger Profitabilität aufrechtzuerhalten, was laut Louis Kuijs von S&P Global Ratings eine schnelle Verbesserung erschwert. Analysten erwarten mittelfristig, dass der BIP-Deflator sich in China erst 2026 bis 2027 erholen könnte. Ökonomen mahnen Beijing, sich verstärkt auf die Bekämpfung niedriger Inflation zu konzentrieren, um das nominale Wachstum zu stützen. Diese Herausforderungen treten in einer Zeit auf, in der Preisschwankungen in der Bauwirtschaft und der verarbeitenden Industrie am deutlichsten sind, während der Dienstleistungssektor bislang stabile Preise verzeichnen konnte.