Im Spannungsfeld zwischen China und den USA deutet sich eine neue Handelsdynamik an: Mit Donald Trumps erneuten Drohungen zu Strafzöllen wappnet sich Peking mit eigenen Restriktionen, um Washington an den Verhandlungstisch zu bringen und einem handfesten Handelskrieg zuvorzukommen. Die Lektionen aus der letzten Handelskonfrontation während Trumps erster Amtszeit haben China gelehrt, klug zu taktieren, um Gespräche über strittige Themen wie Handel, Investitionen sowie Wissenschaft und Technologie zu initiieren. Gleichzeitig zeigt sich Peking besorgt über die mögliche Belastung seiner fragilen Wirtschaft durch zusätzliche Zölle.
In diesem Zuge hat China jüngst eine Untersuchung gegen den US-Chipriesen Nvidia wegen vermeintlicher Kartellverstöße eingeleitet und zuvor bereits den Export seltener Mineralien in die USA gestoppt. Fred Neumann, Chefökonom für Asien bei HSBC, sieht hierin den Auftakt zu möglichen Verhandlungen, anstatt einer einseitigen Zollspirale.
Durch die globale Dominanz in Sektoren wie Elektrofahrzeuge und grüne Energie sei China nun besser aufgestellt, meint George Magnus vom China Centre der Universität Oxford. Doch trotz dieser Fortschritte ist China noch nicht vollständig autark. Eine Eskalation im Handelsstreit würde China empfindlich treffen, denn es ist weiterhin auf den Import strategischer Materialien, wie fortschrittlicher Mikrochips, und auf amerikanische Konsumenten angewiesen.
In Erwartung dessen, was unter einer möglichen zweiten Amtszeit Trumps auf China zukommt, drängt Peking auf Dialog, insbesondere bevor Trumps Administration weitere Exporteinschränkungen für US-Hochtechnologie verhängt. Zudem strebt China die Erneuerung des abgelaufenen US-China Abkommens zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit an. Wie Alicia Garcia-Herrero von Natixis betont, bleibt die kommerzielle Tragfähigkeit chinesischer Chip-Fähigkeiten wie jene von Huawei ungewiss, was China motiviert, Gespräche zu suchen, um weiterhin Zugang zu US-amerikanischen Chips zu sichern.