Die lange Durststrecke der Chemieindustrie
Die Chemiebranche, drittgrößter Industriezweig Deutschlands, hat turbulente Jahre hinter sich. Seit 2018 ging das Geschäftsvolumen stetig zurück, einzig das Jahr 2021 brachte nach der Corona-Pandemie eine kurze Erholung.
Doch 2025 könnte ein Wendepunkt sein: Die Nachfrage zieht langsam an, und die Verkaufspreise stabilisieren sich.
Der Branchenverband VCI rechnet zwar mit Stagnation, doch Analysten wie die Baader Bank sehen Potenzial für eine schrittweise Erholung im Jahresverlauf. „Die Lager der Kunden sind leer, und die Auftragslage verbessert sich langsam“, so ein Branchenexperte.
BASF: Verschlankung als Schlüsselstrategie
BASF, der weltweit größte Chemiekonzern, setzt auf eine Fokussierung seiner Geschäfte. Der neue Vorstandschef Markus Kamieth will die Verbundproduktion – das Herzstück des Unternehmens – stärken. Andere Geschäftsbereiche wie Agrarchemie könnten ausgelagert oder verkauft werden.
Die Investitionen sollen gezielt niedrig gehalten werden, um bestehende Anlagen, insbesondere in China und Europa, auszulasten. Ludwigshafen bleibt ein zentraler Standort, doch 2025 wird ein neues Sparpaket erwartet, das Stellenabbau und Schließungen kleinerer Anlagen umfasst.
Evonik: Umbau für mehr Effizienz
Auch Evonik steht vor einem großen Umbau. Vorstandschef Christian Kullmann will die Entscheidungsprozesse beschleunigen und Hierarchieebenen abbauen. Gleichzeitig plant der Essener Konzern, sich von nicht-kernstrategischen Dienstleistungen in Chemieparks zu trennen.
Die Standortservices in Marl und Wesseling könnten in ein Joint Venture eingebracht oder verkauft werden. Dienstleister wie Currenta und Infraserv gelten als potenzielle Interessenten. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend globalisierten Markt zu sichern.
Brenntag: Hedgefonds im Visier
Der Chemiehändler Brenntag erlebt ein Jahr voller Veränderungen. Nach dem angekündigten Rücktritt von CEO Christian Kohlpaintner und CFO Kristin Neumann sucht der Konzern neue Führungspersönlichkeiten.
Gleichzeitig erhöht der US-Hedgefonds Artisan Partners seinen Anteil auf über zehn Prozent und fordert eine stärkere Trennung der Geschäftssparten.
Auch der Großaktionär Kühne Holding, der inzwischen mehr als 15 Prozent der Anteile hält, könnte den Druck auf das Management erhöhen. Ein möglicher Showdown auf der Hauptversammlung im Mai wird die Zukunft des Unternehmens prägen.
Einfluss von Trumps Wirtschaftspolitik
Die Chemieindustrie ist durch ihre regionale Produktionsstrategie gut auf mögliche US-Zölle vorbereitet. BASF und Co. produzieren seit Jahren lokal für den amerikanischen Markt, wodurch Zölle weniger direkte Auswirkungen hätten. Zudem könnte eine weitere Aufwertung des US-Dollars die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte erhöhen.