Ein Systemwechsel ohne Plan?
Der größte deutsche Flughafen steht vor einer Herausforderung: Der neue Abfertigungsdienstleister Swissport, der eine siebenjährige Ausschreibung gewonnen hat, kann seine Aufgaben nicht rechtzeitig zum 1. Februar übernehmen. Grund dafür ist ein akuter Personalmangel.
„Wir haben nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter, um den Betrieb in vollem Umfang zu starten“, heißt es indirekt aus Swissport-Kreisen.
Besonders pikant: Der bisherige Dienstleister Wisag, der von der Entscheidung verdrängt wurde, hat klar gemacht, dass er sein Personal nicht für einen Betriebsübergang zur Verfügung stellen wird – ein empfindlicher Schlag für Swissport.
Wisag kämpft um seinen Platz
Doch Wisag gibt sich nicht kampflos geschlagen. Das Unternehmen hat rechtliche Schritte gegen die Vergabeentscheidung eingeleitet und klagt vor dem Verwaltungsgericht.
Zwar wurde ein Eilverfahren zwischenzeitlich eingestellt, nachdem Wisag und der Flughafenbetreiber Fraport eine Übergangslösung vereinbart hatten, doch die Entscheidung in der Hauptsache steht noch aus.
Im Kern der Auseinandersetzung steht nicht nur der Verlust eines lukrativen Auftrags, sondern auch die Frage, ob der Wechsel des Dienstleisters unter diesen Bedingungen überhaupt sinnvoll ist.
Übergangslösung mit Fragezeichen
Bis auf Weiteres bleibt Wisag unter dem Dach der Fraport Ground Services im Einsatz. „Man sei sehr zuversichtlich für einen reibungslosen Ablauf“, erklärte ein Fraport-Sprecher.
Doch diese Zuversicht wirkt angesichts der schleppenden Personalakquise bei Swissport und der juristischen Streitigkeiten wenig überzeugend.
Die Bodenabfertigung ist eine kritische Infrastruktur: Sie umfasst Aufgaben wie das Be- und Entladen von Flugzeugen, die Reinigung sowie weitere logistische Tätigkeiten.
Verzögerungen oder Engpässe könnten schnell zum Chaos führen, insbesondere an einem Flughafen, der als Drehscheibe für den internationalen Luftverkehr fungiert.
Das größere Problem: Der Arbeitsmarkt
Die Schwierigkeiten von Swissport sind ein Symptom eines tieferliegenden Problems: Der Arbeitsmarkt für Bodenabfertigung ist angespannt. Die Branche kämpft mit Personalmangel, hoher Fluktuation und einem schlechten Ruf.
Besonders am Frankfurter Flughafen, einem der größten und anspruchsvollsten Europas, ist die Rekrutierung qualifizierter Kräfte eine Herausforderung.
Dass Wisag sich weigert, seine erfahrenen Mitarbeiter abzugeben, verschärft die Situation zusätzlich. Ohne gut eingespieltes Personal drohen Swissport erhebliche Anlaufprobleme – ein Risiko, das Fraport sich kaum leisten kann.
Ein Risiko für Fraport und die Aktie?
Die Unsicherheiten rund um den Wechsel könnten auch Auswirkungen auf Fraport haben. Anleger reagieren sensibel auf mögliche Störungen im Betriebsablauf. Die Aktie des Flughafenbetreibers blieb bislang stabil, doch Analysten beobachten die Situation mit wachsender Besorgnis.
Sollte Swissport länger brauchen, um den Betrieb aufzunehmen, könnte dies nicht nur den Flugverkehr beeinträchtigen, sondern auch das Vertrauen der Airlines und Passagiere in den Flughafen beschädigen – ein Szenario, das Fraport um jeden Preis vermeiden muss.