23. Oktober, 2024

Wirtschaft

Chancen für deutsche Chipindustrie schwinden: Wolfspeed zieht sich zurück

Chancen für deutsche Chipindustrie schwinden: Wolfspeed zieht sich zurück

Die Bestrebungen von Bundeskanzler Olaf Scholz, Deutschland als Vorreiter in der Halbleiterindustrie zu etablieren, haben einen weiteren Rückschlag erlitten. Der amerikanische Technologiekonzern Wolfspeed stellt seine Pläne für den Bau einer Fabrik im Saarland auf Eis. Diese Entscheidung erfolgte aufgrund einer sinkenden Nachfrage in Europa nach Elektrofahrzeugen, in welchen die von Wolfspeed produzierten Chips verwendet werden. Für Scholz, der das Projekt als Meilenstein für die deutsche Industrie ansah und umfangreiche Subventionen bereitstellte, ist dies ein herber Rückschlag.

Erst vor wenigen Wochen hatte Intel seine Pläne für den Bau einer 30 Milliarden Euro teuren Fabrik in Magdeburg verschoben, die mit 9,9 Milliarden Euro staatlich gefördert werden sollte. Kritiker aus der Opposition, wie die CDU-Abgeordnete Julia Klöckner, sehen darin das Scheitern der Industriepolitik der Scholz-Regierung und sprechen von geplatzten Prestigeprojekten.

Neben Wolfspeed und Intel hoffte die Regierung auch auf umfangreiche Investitionen durch TSMC, NXP und Bosch sowie Infineon, das ebenfalls 5 Milliarden Euro in eine neue Chipfabrik in Dresden investieren möchte. Diese Projekte stehen im Kontext einer EU-Strategie, den Anteil am globalen Chipmarkt bis 2030 signifikant zu erhöhen und die Abhängigkeit von asiatischen Lieferungen zu mindern.

Wolfspeed hatte ursprünglich geplant, mit dem deutschen Autozulieferer ZF eine Produktion für Siliziumkarbid-Chips in Ensdorf aufzubauen. Dieses Projekt sollte auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks entstehen und das Saarland wirtschaftlich wiederbeleben. Deutsche Medien berichten, dass ZF seine Teilnahme am Projekt zurückgezogen hat, was das Unternehmen jedoch dementiert.

Volkswirtschaftler sehen in den Entwicklungen eine Bestätigung, dass Deutschland mit Subventionen alleine nicht als Investitionsstandort punkten kann. Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle plädiert dafür, durch allgemeine wirtschaftspolitische Maßnahmen die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern.