In der abgelegenen Küstenstadt Chancay in Peru, bekannt für ihre bescheidenen Fischerboote und die alltäglichen Herausforderungen ihrer Bewohner, nimmt ein bemerkenswertes Projekt Form an. Der Bau eines Megaports, der mit 1,3 Milliarden Dollar mehrheitlich von dem chinesischen Schifffahrtsgiganten Cosco finanziert wird, verwandelt das einst verschlafene Fischerdorf in eine bedeutende Drehscheibe der Weltwirtschaft. Anlässlich des Asien-Pazifik-Wirtschaftsforums wird Chinas Präsident Xi Jinping den Hafen feierlich eröffnen.
Das ehrgeizige Vorhaben, das über ein Jahrzehnt 15 Kaianlagen und einen großen Industriepark umfassen soll, verspricht Investitionen von mehr als 3,5 Milliarden Dollar. Doch während die peruanische Regierung in dem Hafen 60 Kilometer nördlich von Lima ein strategisches Drehkreuz sieht, das den Handel zwischen Südamerika und Asien beschleunigen soll, plagen die Anwohner Zweifel. Die verbitterten Stimmen der ortsansässigen Fischer vermissen nicht nur ihre gewohnten Fanggründe, sondern auch echte wirtschaftliche Vorteile.
Während die Regierung von potenziellen Einnahmen in Millionenhöhe und der Schaffung von Sonderwirtschaftszonen mit Steuervergünstigungen spricht, fühlen sich viele der 60.000 Einwohner von Chancay als Verlierer. Die Ausbaggerungen zur Schaffung eines 17 Meter tiefen Schifffahrtskanals haben die Laichgründe der Fische zerstört und die Fischer gezwungen, immer weiter auf das offene Meer hinauszufahren, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Rafael Ávila, ein junger Fischer, beschreibt den existenziellen Druck: "Früher war mein Boot ausreichend, heute brauche ich ein größeres, teureres Schiff." Um seine Einkünfte zu sichern, bietet er nun sporadisch Touren für Touristen an, die Selfies vor den riesigen chinesischen Schiffen machen wollen.