Die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) begeht ihr 70-jähriges Bestehen mit einem Festakt in Genf, bei dem einer ihrer größten Erfolge, der Nachweis des Higgs-Bosons, sowie zahlreiche weitere bahnbrechende Erkenntnisse gewürdigt werden. CERN-Generaldirektorin Fabiola Gianotti betonte im Vorfeld der Feierlichkeiten die Bedeutung der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Strebens nach wissenschaftlichem Fortschritt. Der Nachweis des Higgs-Bosons, das letzte fehlende Puzzleteil des Standardmodells der Teilchenphysik, markiert einen Höhepunkt in der Geschichte der Organisation. Doch CERN hat weit mehr erreicht, wie Gianotti herausstellt. Zahlreiche Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Welt und die Entstehung des Universums nach dem Urknall stammen aus der Forschung des Zentrums. Darüber hinaus haben die am CERN entwickelten Technologien und Materialien weitreichende Implikationen für den Alltag. Der grundlegendste Beitrag ist die Entwicklung des Internets, wie wir es heute kennen, sowie wichtige Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung schwerer Krankheiten. Herzstück des CERNs ist der Large Hadron Collider (LHC), der mit seinen 27 Kilometern Länge der größte Teilchenbeschleuniger der Welt ist. In 100 Metern Tiefe im französisch-schweizerischen Grenzgebiet jagen darin Protonen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit aufeinander zu, um Einblicke in die Zerfallsprozesse der Teilchen zu gewinnen. In Planung ist bereits ein noch ehrgeizigeres Projekt: der Future Circular Collider (FCC). Mit einer Länge von bis zu 100 Kilometern soll er wesentlich höhere Kollisionsenergien erreichen. Eine Machbarkeitsstudie ist in Arbeit, und bei positiver Bewertung könnte der Bau in den 2030er-Jahren beginnen. 1953 beschlossen zwölf Staaten die Gründung des CERN, darunter auch Deutschland, das heute mit rund 21 Prozent der Beitragszahlungen der größte Geldgeber ist. Der Gründungsvertrag trat am 29. September 1954 in Kraft. Heute verfügt CERN über 24 Mitgliedsländer und zahlreiche Kooperationspartner, die Zugang zu den wertvollen Daten erhalten. Infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine wurde die Zusammenarbeit mit Russland und Belarus ausgesetzt und endet im November vollständig.