Trotz eines klaren Trends zu digitalen Zahlungsmethoden in Kanada verzeichnet ein neuer Bericht von Payments Canada einen überraschenden Anstieg in der Bargeldnutzung für 2023. Der Zahlungsinfrastrukturanbieter analysierte rund 21,7 Milliarden Transaktionen im Wert von etwa 11,9 Billionen Dollar und stellte fest, dass Kanadier 2023 15 Prozent mehr Bargeldtransaktionen als im Vorjahr durchführten, was einem Anstieg von 62,6 Milliarden Dollar gegenüber 60,1 Milliarden Dollar in 2022 entspricht.
Jon Purther, Leiter der Forschungsabteilung bei Payments Canada, betonte gegenüber Yahoo Finance Canada die verschiedenen Gründe für diesen Anstieg. Neben Bequemlichkeit und Schuldenvermeidung spielen auch Bedenken bezüglich einer bargeldlosen Gesellschaft eine Rolle. Viele Kanadier möchten die Sicherheit haben, im Notfall auf Bargeld zurückgreifen zu können und sorgen sich weniger über die Hygieneaspekte im Vergleich zur Zeit der COVID-19-Pandemie.
Das Spektrum der im Bericht abgedeckten Transaktionen reicht von alltäglichen Einkäufen wie dem Kauf eines Cookies in einem Café bis hin zu Gehaltszahlungen oder Anzahlung von Immobilien. Trotz des neuen Höhenflugs von Bargeld bleibt dessen Bedeutung im Vergleich zu digitalen Zahlungsmethoden gering. Elektronische Geldtransfers wie Lohnzahlungen machten 2023 im Durchschnitt 2.279 Dollar aus und dominierten mit 61 Prozent des Gesamtwerts. Dagegen waren Bargeldtransaktionen mit durchschnittlich 26 Dollar fast ausschließlich auf alltägliche Käufe beschränkt und machten nur 0,5 Prozent des Wertes aus.
In den letzten zehn Jahren haben Kredit- und Debitkarten sowie Online-Überweisungen das Bargeld als bevorzugtes Zahlungsmittel für den täglichen Gebrauch abgelöst. Entscheidende Faktoren sind dabei die einfache Handhabung von kontaktlosen Zahlungen, die Möglichkeit, Treueprämien zu sammeln, bessere Ausgabenkontrolle und höhere Sicherheit.
Online-Zahlungen über Systeme wie Interac e-Transfer oder PayPal sind in den letzten fünf Jahren um 135 Prozent im Volumen und 160 Prozent im Wert gestiegen. Diese Wachstumsraten sind jedoch niedriger als in den Vorjahren, was laut Bericht auf eine zunehmende Marktreife hindeutet.
Gleichzeitig ist der Wert von Bargeldtransaktionen in den letzten fünf Jahren um vier Prozent und der von Schecks um 20 Prozent gesunken. Purther erwartet, dass diese Zahlungsmethoden langfristig weiter zurückgehen, aber nicht komplett verschwinden werden. Laut Payments Canada wünschen 55 Prozent der Kanadier keinen vollständigen Verzicht auf Bargeld.
"Ich denke, dieses größere Vertrauen in elektronische Kanäle wird zu weiterem Wachstum bei digitalen Zahlungen führen”, so Purther. "Aber ich glaube nicht, dass Papierkanäle in absehbarer Zeit verschwinden werden.”