Der renommierte Leerverkäufer Hindenburg Research erhebt schwere Vorwürfe gegen den Gebrauchtwagenhändler Carvana. Im Zentrum der Kritik steht das angeblich hohe Risiko des Subprime-Kreditportfolios des Unternehmens sowie dessen fragwürdige Wachstumsaussichten. Hindenburg behauptet, Carvana habe lockere Vergabestandards und nutze ein Unternehmen im Besitz des Vaters von CEO Ernest Garcia III, um die Geschäftsergebnisse künstlich aufzubessern.
Nach Veröffentlichung des Berichts erlebte die Aktie von Carvana einen herben Rückschlag, konnte sich jedoch teilweise erholen und notierte um 13:06 Uhr etwa 3% im Minus. Dabei hatte die Aktie im letzten Jahr noch einen Aufschwung von 284% erfahren, nachdem sich die Geschäftsergebnisse verbessert hatten und die Zuversicht gestiegen war, dass Carvana seine Schuldenprobleme in den Griff bekommen könnte.
Der Bericht unterstellt Carvana, fragwürdige Taktiken anzuwenden, um die Aktienkurse zu erhöhen und so Ernest Garcia III und seinem Vater Ernie Garcia II Gewinne zu ermöglichen. Besonders brisant: Zwischen August 2020 und August 2021 verkaufte das Vater-Sohn-Duo Aktien im Wert von 3,6 Milliarden Dollar. Im letzten Jahr verkaufte Ernie Garcia II weitere Aktien im Wert von 1,4 Milliarden Dollar, nachdem der Kurs explodiert war.
Hindenburg beschuldigt Carvana zudem, die Ergebnisse durch den Verkauf von Fahrzeugen an DriveTime, ein von Ernie Garcia II geführtes Autohaus, zu manipulieren. Diese Transaktionen erlaubten es Carvana, Abschreibungen zu umgehen. Laut Bericht verlängert Carvana die Kreditbedingungen für zahlreiche Subprime-Kunden, um höhere Zahlungsausfälle zu verbergen, was durch eine DriveTime-Tochter erleichtert werde.
Ein ehemaliger Carvana-Direktor habe laut Hindenburg behauptet, das Unternehmen habe 100% seiner Kreditanträge bewilligt. Da der Verkauf dieser Kredite eine wichtige Einnahmequelle darstelle, könnte sich dieser Prozess in Zukunft als schwierig erweisen, so Hindenburg weiter.