Der Online-Gebrauchtwagenhändler meldet Rekordzahlen für 2024, doch die Aktie stürzt ab. Sinkende Margen und Gewinnmitnahmen lassen Investoren vorsichtiger werden. Hat sich der Markt überschätzt?
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Carvana sorgte mit beeindruckenden Wachstumszahlen für Aufsehen: 46 % Umsatzsteigerung im vierten Quartal, ein Nettogewinn von 159 Millionen US-Dollar und eine massive Verbesserung der Profitabilität.
Doch was auf den ersten Blick nach einer Erfolgsgeschichte aussieht, entpuppte sich für Anleger als Grund zur Sorge. Denn die Profitabilität scheint nicht nachhaltig zu sein – und genau das könnte den Höhenflug der Aktie beenden.
Warum Anleger trotz der glänzenden Zahlen skeptisch sind
Die Marktreaktion war eindeutig: Ein Kursrückgang von knapp 15 % an der NYSE zeigt, dass Investoren die Zukunftsaussichten von Carvana mit Vorsicht betrachten.
Der Hauptgrund: Der Bruttogewinn pro verkauftem Fahrzeug ist rückläufig. Während die Verkaufszahlen steigen, sinkt die Marge – ein Alarmsignal für jedes Handelsunternehmen.
Der durchschnittliche Umsatz pro verkauftem Auto ging im vierten Quartal um 4,5 % zurück, und auch die Bruttogewinne pro Fahrzeug im Einzel- und Großhandel sind gefallen.
Das bedeutet: Trotz steigender Umsätze verdient Carvana weniger pro Auto. Diese Entwicklung könnte darauf hindeuten, dass das Wachstum teuer erkauft wird – eine Warnung, die Investoren nicht ignorieren.
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Höhenflug und Fall: Carvana-Aktie unter Druck
Noch vor wenigen Monaten galt Carvana als einer der größten Gewinner am US-Aktienmarkt. Die Aktie schoss in den letzten zwölf Monaten um über 470 % in die Höhe, allein seit Jahresbeginn um knapp 40 %.
Das Problem: Nach solch einer Rally steigen die Erwartungen der Investoren ins Unermessliche. Selbst starke Quartalszahlen können dann nicht mehr überzeugen, wenn sie den hochgesteckten Erwartungen nicht gerecht werden.
Hinzu kommt, dass einige Anleger schlicht Kasse machen. Gewinnmitnahmen sind ein natürlicher Teil jeder Börsenbewegung, doch wenn sich das Verkaufsvolumen häuft, kann das schnell eine Abwärtsspirale auslösen – insbesondere, wenn Margen unter Druck geraten.
Carvanas Geschäftsmodell: Wachstum um jeden Preis?
Carvana setzt auf aggressives Wachstum, um seinen Marktanteil im Online-Gebrauchtwagenhandel auszubauen. CEO Ernie Garcia betonte zwar, dass das Unternehmen gerade erst am Anfang seiner Expansion stehe, doch die wachsenden Kosten und der Margenrückgang zeigen, dass dieses Wachstum seinen Preis hat.
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Ein zentrales Problem: Der Online-Gebrauchtwagenmarkt ist stark von Finanzierungskosten abhängig. In Zeiten hoher Zinsen kann das für Carvana zum Risiko werden. Wenn Kunden teurere Kredite für den Autokauf aufnehmen müssen, könnte die Nachfrage nach Online-Käufen abflauen – ein Szenario, das den Aktienkurs weiter unter Druck setzen könnte.
Wie geht es für Carvana weiter?
Die kommenden Quartale werden zeigen, ob Carvana seine Margen wieder stabilisieren kann oder ob das Wachstum auf Kosten der Rentabilität weitergeht. Der Ausblick für 2025 ist zwar positiv, aber vage. Ohne konkrete Zahlen bleibt unklar, ob das Unternehmen tatsächlich weiter profitabel wachsen kann.
Anleger stehen damit vor einer schwierigen Entscheidung: Ist der jüngste Kursrutsch eine Kaufgelegenheit oder ein Signal für den Anfang vom Ende der Carvana-Rally? Eines steht fest: Die nächsten Quartale werden entscheidend sein – für Carvana und für seine Investoren.