30. Januar, 2025

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Cars for Cows: Mercosur-Deal setzt deutsche Bauern unter Druck

Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Mercosur eröffnet der brasilianischen Agrar-Industrie neue Märkte – zulasten deutscher Landwirte. Die Umweltbilanz bleibt dabei ein Streitthema.

Cars for Cows: Mercosur-Deal setzt deutsche Bauern unter Druck
Deutschland überweist Millionen für den Schutz des Regenwaldes, während in Brasilien Autobahnen und Anbauflächen die Umwelt zerstören.

Der Mercosur-Deal ist besiegelt, und der Jubel in Brasiliens Agrar-Industrie kennt keine Grenzen. Während Europas Autobauer durch das Abkommen leichter in Südamerika verkaufen können, strömen im Gegenzug tonnenweise Rindfleisch und andere Agrarprodukte nach Europa.

Für deutsche Landwirte wird der Wettbewerb mit den hocheffizienten brasilianischen Produzenten zu einem Kampf David gegen Goliath.

Brasiliens Agrar-Industrie: Effizient, aber umstritten

Brasiliens Landwirtschaft gilt als modern und hochprofessionell. Digitale Lesegeräte in Ställen und auf Feldern liefern minutengenaue Daten – von der Herkunft eines Tieres bis hin zu seiner Gesundheitsstatistik.

Doch dieser technologische Vorsprung hat seinen Preis: Der enorme Erfolg der brasilianischen Agrar-Industrie basiert auf gigantischen Anbauflächen, die oft durch Abholzung des Regenwaldes entstanden sind.

„Die brasilianische Agrar-Industrie operiert in einer anderen Liga“, erklärt ein Branchenexperte. „Doch während Europa immer strengere Umweltstandards umsetzt, bleiben solche Regeln in Südamerika weitgehend unberücksichtigt.“

Laut einer Studie des brasilianischen Instituts INPE verzeichnete das Amazonasgebiet 2024 so viele Brände wie nie zuvor in diesem Jahrhundert. Gleichzeitig stiegen die Pestizidbelastungen dramatisch an.

Während europäische Landwirte strengen Umweltauflagen folgen müssen, profitiert Brasiliens Agrar-Industrie von lockereren Standards und gigantischen Anbauflächen.

Deutsche Landwirte kritisieren, dass sie mit diesen Bedingungen nicht konkurrieren können, wenn europäische Standards weiterhin nicht geschützt werden.

Einseitiger Wettbewerb: Kritik von Landwirten

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, lässt kein gutes Haar am Mercosur-Abkommen. „Dieses Abkommen schwächt die europäische Landwirtschaft massiv. Wir Landwirte werden zum Spielball geopolitischer Interessen, während der Agrar-Sektor in Brasilien kaum reguliert wird.“


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Seine Forderung: Die EU müsse deutlich strengere Regeln für Importprodukte einführen, um europäische Standards zu schützen. Aktuell sind die Mechanismen im Mercosur-Deal zu schwach, um eine faire Wettbewerbssituation zu gewährleisten.

Entwicklungshilfe in der Kritik

Ein weiterer Punkt sorgt für Unmut: Während deutsche Bauern unter den Auswirkungen des Deals leiden, fließen weiterhin Millionen aus Berlin nach Brasilien, um den Regenwald zu schützen – ein Wald, der oft den Interessen der Agrar-Industrie geopfert wird.

Allein 2024 überwies das deutsche Entwicklungsministerium 200 Millionen Euro an Brasilien.

„Das grenzt an eine Farce“, meint ein Landwirt. „Während wir hier um unsere Existenz kämpfen, finanzieren wir indirekt eine Industrie, die uns ruiniert.“

Eine ungleiche Zukunft?

Die Zahlen aus Brasilien sprechen eine deutliche Sprache: 2024 stiegen die Rindfleischexporte des Landes auf einen Rekordwert von 286.750 Tonnen pro Monat, während deutsche Landwirte unter den strengsten Umweltauflagen Europas arbeiten.

Für viele Bauern in Deutschland ist der Mercosur-Deal ein Symbol für die Diskrepanz zwischen politischem Anspruch und Realität. Der Traum von fairen Wettbewerbsbedingungen scheint in weiter Ferne.