Die Entscheidung von Carrefour, kein Mercosur-Fleisch mehr in Frankreich zu verkaufen, sorgt in Brasilien für politischen Wirbel. Während die Bundesregierung Brasiliens beunruhigt eine Antwort auf den französischen Protektionismus sucht, zeigt sich Lower House Speaker Arthur Lira kampfbereit. Diese Woche will das brasilianische Unterhaus über ein neues Gesetz abstimmen, das auf 'ökonomische Reziprozität' abzielt. Damit soll sichergestellt werden, dass Brasilien keine Handelsabkommen eingeht, die seine Exporte einschränken, solange die Vertragspartner nicht ähnliche Bestimmungen in ihren Gesetzgebungen haben.
Arthur Lira kritisierte Carrefour CEO Alexandre Bompard scharf und forderte ihn auf, seine Entscheidung zu überdenken. Bompard hatte erklärt, auf den Verkauf von Mercosur-Fleisch in Solidarität mit französischen Landwirten zu verzichten. Diese wehren sich gegen ein geplantes Freihandelsabkommen der EU mit dem Mercosur, welches südamerikanischen Fleischlieferanten größere Marktanteile in Frankreich ermöglichen würde.
In Brasilien stößt Bompards Schritt auf Widerstand. Landwirtschaftsminister Carlos Favaro unterstützt die Entscheidung brasilianischer Rindfleischproduzenten, den Verkauf an Carrefours brasilianische Einheit auszusetzen. Er betonte, dass brasilianische Produkte von hoher Qualität seien und verwahrte sich gegen 'Unwahrheiten' über brasilianische Waren. Zu den Unternehmen, die die Verkäufe an Carrefour eingestellt haben, gehören JBS, der weltweit größte Fleischproduzent, und Minerva.
Während Carrefour's brasilianische Tochter angekündigt hat, dass der Boykott die Kunden beeinflussen könnte, gaben die Aktien an der Börse in São Paulo gemischte Signale. Atacadao, die Carrefours Geschäfte in Brasilien abwickelt, verzeichnete Verluste von 5,5% bevor sie sich erholten, während JBS um 4% und Minerva um 1,1% fielen.